Suchttherapie 2013; 14 - S_43_3
DOI: 10.1055/s-0033-1351569

Wann erreicht eine Behandlungsleitlinie die Qualität „S3“? Methodische Vorgaben und ihre Umsetzung bei der Entwicklung der S3-Leitlinie „Alkohol“

E Hoch 1
  • 1Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Mannheim

Einleitung: Seit Herbst 2010 wird eine neue Leitlinie zum Screening, der Diagnostik und der Therapie von alkoholbezogenen Störungen erarbeitet. Die Qualität ihrer Methodik soll den Kriterien der Klassifikationsstufe 3 (S3) der Arbeitsgemeinschaft Wissenschaftlich Medizinischer Fachgesellschaften (AWMF) entsprechen.

Methode: Die Leitlinie wird im Rahmen einer Kooperation der Deutschen Gesellschaft für Suchtforschung und -therapie (DG-Sucht) und der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) erstellt. Um die methodischen S3-Kriterien der AWM) (Kopp, 2010) zu realisierten erfolgte, 1) eine systematische Recherche, Auswahl und Bewertung der internationalen Literatur sowie 2.) eine strukturierte, interdisziplinäre Konsensfindung unter Anwendung formaler Techniken mit 3.) der repräsentativen Beteiligung von über 50 Adressaten Fachgesellschaften, Berufs-, Betroffenen- und Angehörigenverbänden am Entwicklungsprozess der S3-Leitlinie.

Diskussion/Ergebnisse: Zunächst wurde eine systematische Recherche nach internationalen Quell-Leitlinien durchgeführt. Die Arbeiten wurden mittels des Deutschen Handbuchs zur Leitlinienbewertung (DELBI) methodisch bewertet. Sie bilden die Grundlage für die Beantwortung von 23 klinischen Fragen, die im Rahmen eines DELPHI-Verfahrens abgestimmt wurden. In einer hierarchischen Literaturrecherche wird sukzessive nach Systematischen Reviews und randomisiert-kontrollierten Studien gesucht. Für jede Studie erfolgt eine methodische Bewertung (Checklisten von SIGN 50). Es werden Evidenztabellen erstellt und ein Evidenzgrad (CEBM, 2001) vergeben. Basierend auf der Stärke der Evidenz sowie dem Urteil von erfahrenen Klinikern werden Behandlungsempfehlungen abgeleitet. Ein Konsensusverfahren dient ihrer Diskussion und Abstimmung. Abschließend werden die Schlüsselempfehlungen von den beteiligten Fachgesellschaften verabschiedet. Die Fertigstellung und Dissemination der S3-Leitlinie ist für das Jahr 2014 geplant.

Schlussfolgerung: Die Umsetzung der Gütekriterien der Stufenklassifikation 3 ist methodisch anspruchsvoll. Sie erfordert hohe Methodenkompetenz von allen Beteiligten sowie große zeitliche und finanzielle Ressourcen.