Suchttherapie 2013; 14 - S_44_1
DOI: 10.1055/s-0033-1351571

Langzeitentwicklung nach Alkoholvergiftungen im Kindes- und Jugendalter: Methodik und Verlauf der Rekrutierung

C Groß 1, O Reis 2, L Kraus 3, D Piontek 3, U Zimmermann 1
  • 1Universitätsklinik Dresden
  • 2Universität Rostok
  • 3Institut für Therapieforschung, München

Einleitung: Neben Deutschland ist auch in vielen anderen Ländern der EU seit über 10 Jahren die Zahl der Krankenhausbehandlungen bei Kindern und Jugendlichen aufgrund akuter Alkoholintoxikation drastisch gestiegen. Die Anzahl der Behandlungsfälle in Deutschland in der Altersgruppe der 10- bis 20-Jährigen hat sich von 11 466 im Jahr 2001 auf 26 349 im Jahr 2011 mehr als verdoppelt. Über die langfristige gesundheitliche Entwicklung dieser Patientenpopulation existieren jedoch bisher noch keine empirischen Untersuchungen. Das Ziel der RiScA-Studie (Risiko und Schutzfaktoren nach Alkoholvergiftungen im Kindes- und Jugendalter) besteht darin, mittel- und langfristige Entwicklungsgefährdungen zu prognostizieren und ein Instrument zur Erhebung von Risiko- und Schutzfaktoren zu entwickeln. Das methodische Vorgehen der Langzeitkatamnese im retrospektiven Studienteil wird vorgestellt.

Methode: Multizentrisch werden 1500 Krankenakten ehemaliger Patienten aus Kinderkliniken, die im Zeitraum von 2000 bis 2007 stationär aufgrund akuter Alkoholvergiftung behandelt wurden, hinsichtlich potentieller Prädiktorvariablen zur Korrelation mit dem Langzeitverlauf ausgewertet. Eine Kontrollstichprobe (n = 500), die in Bezug auf Behandlungszeitraum, Alter und Geschlecht identisch zur Intoxikationsstichprobe, in der Diagnose jedoch verschieden ist, wird ebenfalls untersucht. Die ehemaligen Patienten werden retrospektiv telefonisch befragt. Es ergibt sich ein Beobachtungszeitraum von 6 – 13 Jahren nach dem Indexereignis.

Diskussion/Ergebnisse: Bisher wurden nahezu 1500 Krankenakten ausgewertet. Das Durchschnittsalter zum Intoxikationszeitpunkt war 15,4 Jahre, 39,7% der Stichprobe sind weiblich. Ungefähr ein Fünftel der Behandlungsfälle zeigte ein „atypisches“ Trinkverhalten. Diese Personen tranken exzessiv Alkohol, um Konflikte zu bewältigen oder obwohl am nächsten Tag ein Schultag war. Vermutlich besteht bei dieser Gruppe ein besonderes Risiko für die Entwicklung einer Suchterkrankung.

Schlussfolgerung: Methodische Herausforderungen bei der Langzeitprognose von Entwicklungsgefährdungen werden diskutiert.