Suchttherapie 2013; 14 - S_45_3
DOI: 10.1055/s-0033-1351577

Langzeitanwendung von Benzodiazepinen

R Holzbach 1, P Hunold 1, E Pallenbach 2
  • 1LWL-Kliniken, Warstein und Lippstadt
  • 2ABDA, Berlin/Villingen-Schwenninge

Einleitung: Bei der Langzeitanwendung von Benzodiazepinen und Non-Benzodiazepinen wird klassischerweise in der Literatur zwischen low-dose- und high-dose-dependency unterschieden. Insbesondere Menschen mit einer Niedrigdosis-Abhängigkeit fühlen sich aber nicht abhängig und schon gar nicht süchtig. Sie zeigen viel Widerstand (oder besser Unverständnis), wenn sie als süchtig bezeichnet werden und von ein, zwei oder drei Tabletten „entziehen“ sollen. Da sie auch nicht die Kriterien einer Abhängigkeit erfüllen, ist es schwer, ein Behandlungsbündnis zu knüpfen. Günstiger für die Motivation der Betroffenen ist das „3-Phasenmodell des Benzodiazepin-Langzeitkonsums“ (Wirkumkehr-, Apathie- und Sucht-Phase). Grundgedanke ist dabei über Nebenwirkungen, die im Verlauf der Langzeiteinnahme auftreten, die Indikation für die weitere Medikamenteneinnahme zu prüfen. Das „3-Phasenmodell“ wird vorgestellt und erläutert.

Methode: Anhand eines Kollektivs mit 100 ambulanten und 100 stationären Patienten wird das 3-Phasen-Modell, das bisher nur empirisch abgeleitet wurde, erstmals an zwei großen Patientenkollektiven überprüft und validiert. Dafür wurden u.a. BDI, SCL-90-R, Lippstädter BenzoCheck und die Hamburger Benzodiazepin-Entzugsskala verwendet. Dabei wurde entsprechend der Halbwertszeit der unterschiedlichen Präparate nicht mit der eingenommenen, sondern mit der kumulierten Dosis gearbeitet.

Diskussion/Ergebnisse: Das 3-Phasenmodell eignet sich gut, um unterschiedliche Subgruppen von Benzodiazepin-Langzeitanwender zu differenzieren und unterschiedliche Verlaufs- und Prognoseparameter daraus ab zu leiten.

Schlussfolgerung: Zukünftig können Patienten, die insbesondere im Niedrigdosis-Bereich über längere Zeiträume Benzodiazepine konsumieren, einfacher für ein Ausschleichen motiviert werden, da sie über die in der Phase "Wirkumkehr" und "Apathie" auftretenden Symptome sich eher wiederfinden, als über das Konstrukt "Niedrigdosis-Abhängigkeit".