Suchttherapie 2013; 14 - S_50_2
DOI: 10.1055/s-0033-1351596

Die Behandlung von pathologischem Internetgebrauch bei Jugendlichen – Pilotdaten zur Wirksamkeit eines ambulanten Gruppenprogramms

M Thomsen 1, L Wartberg 1, R Thomasius 1
  • 1DZSKJ – Universitätsklinikum, Hamburg-Eppendorf (UKE)

Einleitung: Pathologischer Internetgebrauch gewinnt in den letzten Jahren insbesondere im Jugendalter zunehmend an Relevanz, da hier, nach den vorliegenden empirischen Studien, die höchsten Prävalenzen vorliegen. Der Bedarf an Behandlungsangeboten ist groß, gleichzeitig gibt es sehr wenige Studien, welche die Wirksamkeit bestehender Maßnahmen explizit bei Jugendlichen untersucht haben.

Methode: Vorgestellt werden die ersten Ergebnisse eines Prä-Post-Vergleichs von Jugendlichen zwischen 14 und 17 Jahren, die an dem ambulanten, psychoedukativen und verhaltenstherapeutischen Gruppenprogramm „Lebenslust statt Onlineflucht“ in der Drogen- und Alkoholambulanz für Jugendliche, junge Erwachsene und deren Familien des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf teilgenommen haben. Verwendet wurden die Compulsive Internet Use Scale (CIUS) zur Erfassung von pathologischem Internetgebrauch (Merkerk et al., 2009; Deutsch von Petersen & Thomasius, 2010) und das Screening psychischer Störungen im Jugendalter (SPS-J) zur Erfassung der Psychopathologie (Petermann & Hampel, 2005).

Diskussion/Ergebnisse: Der Beitrag gibt einen Einblick in erste explorative Pilotdaten zur Evaluation des Gruppenprogramms „Lebenslust statt Onlineflucht“ bei Jugendlichen von 14 – 17 Jahren. Die Ergebnisse geben Hinweise auf die Wirksamkeit des Programms. Die Jugendlichen berichteten zu Behandlungsende signifikante Verbesserungen hinsichtlich der Schwere ihres problematischen Internetgebrauchs sowie in den durchschnittlichen Nutzungszeiten des Internets (sowohl an Wochentagen als auch am Wochenende). Es ergaben sich keine signifikanten Veränderungen in der psychopathologischen Belastung, in der sich die Jugendlichen allerdings bereits zu Behandlungsbeginn kaum von den Mittelwerten der deutschen SPS-J-Normstichprobe unterschieden. Zusätzlich werden Angaben zur Durchführbarkeit und Teilnahme-Compliance berichtet. Auf die Besonderheiten der Behandlung von Jugendlichen wird eingegangen.

Schlussfolgerung: Die Daten der Studie deuten darauf hin, dass Jugendliche durch die Teilnahme an dem Gruppenprogramm für die Reduktion ihrer Symptomatik einen deutlichen Nutzen ziehen können. Die Befunde liefern erste Hinweise für die Effektivität einer ambulanten, verhaltenstherapeutischen Gruppenbehandlung bei Jugendlichen, die einen pathologischen Internetgebrauch zeigen.