Suchttherapie 2013; 14 - P34
DOI: 10.1055/s-0033-1351640

Kann ein Schulprogramm zur Suchtprävention den Einfluss der Freunde auf das eigene Rauchverhalten reduzieren? Eine Untersuchung anhand des Präventionsprogramms Eigenständig werden 5+6

K Maruska 1, B Isensee 1, M Bayrhuber 1, R Hanewinkel 1
  • 1IFT-Nord gGmbH, Kiel

Einleitung: Normenkorrektur, d.h. der Aufbau realistischer Gruppennormen bezüglich der Prävalenz und Akzeptanz jugendlichen Rauchens, stellt eine zentrale und wirksame Komponente schulbasierter Programme zur Prävention des Zigarettenkonsums dar. Bisher kaum geklärt sind jedoch die zugrunde liegenden Wirkmechanismen. In dieser Studie soll untersucht werden, inwieweit der Einfluss rauchender Freunde auf den eigenen Rauchbeginn durch die Normenkorrektur eingedämmt werden kann.

Methode: Eigenständig werden 5+6 ist ein Schulprogramm zur Suchtprävention für die Klassenstufen fünf und sechs. Zur Evaluation der Programmwirksamkeit wurde eine prospektive cluster-randomisierte Kontrollgruppenstudie in den vier Bundesländern Bremen, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein realisiert. In der vorliegenden Studie wurden die Schülerinnen und Schüler betrachtet, die zu Beginn der 5. Klasse (September 2010) als Nieraucher identifiziert wurden (N = 3.204; MAlter = 10,3, SD = 0,57) und jeweils am Ende der 5. und 6. Klasse (Juni 2011 bzw. Juni 2012) wiederholt mittels Fragebogen befragt werden konnten. Das Rauchverhalten der Freunde wurde über die Anzahl rauchender Freunde („keine“ vs. mindestens „wenige“), die Normwahrnehmung rauchender Gleichaltriger über die wahrgenommenen Anzahl rauchender Gleichaltriger (0 =„keine“ bis 10 =„alle“) operationalisiert. Die Auswertung erfolgte mittels verschiedener Regressionsverfahren unter Kontrolle soziodemographischer Charakteristika sowie unter Berücksichtigung der hierarchischen Datenstruktur.

Diskussion/Ergebnisse: Es konnte ein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Vorhandensein rauchender Freunde zu Beginn der 5. Klasse und dem eigenen Rauchbeginn am Ende der 6. Klasse gefunden werden. Dieser Effekt wurde nur in der Kontrollgruppe teilweise über die Normwahrnehmung rauchender Gleichaltriger Ende der 5. Klasse vermittelt. In Eigenständig werden 5+6 – Klassen, in denen sich kein Zusammenhang zwischen dem Vorhandensein rauchender Freunde zu Beginn der 5. Klasse und der Normwahrnehmung rauchender Gleichaltriger Ende der 5. Klasse zeigte, konnte ein derartiger Mediationseffekt nicht gefunden werden.

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass der Einfluss rauchender Freunde auf den eigenen Rauchbeginn zumindest zu einem gewissen Anteil durch die Normenkorrektur eingedämmt werden kann. Förderhinweis: Diese Studie wird durch die Deutsche Krebshilfe e.V. gefördert.