Z Gastroenterol 2013; 51 - V25
DOI: 10.1055/s-0033-1352637

Das „Chronic Pelvic Pain Syndrom“ – Ursache und Therapie

A Wilhelm 1
  • 1Enddarm- und Beckenbodenzentrum, Köln, Germany

Das „Chronic Pelvic Pain Syndrom“ (CPPS) oder der chronische Beckenbodenschmerz ist eine der häufigsten Ursachen für Schmerzen im Bereich des kleinen Beckens. Gleichzeitig wird das CPPS aber auch häufig nicht erkannt. Ursächlich ist eine Verspannung der Beckenbodenmuskulatur mit schmerzhaften Triggerpunkten im tendinösen Ursprungs- und Ansatzbereich der Muskulatur des knöchernen Beckens. Um der Bedeutung dieses wichtigen Krankheitsbildes Rechnung zu tragen, sollen im Folgenden Ursachen und Therapiemöglichkeiten aufgezeigt werden.

In einem Zeitraum von drei Monaten wurde bei 54 Patienten des „Enddarm- und Beckenbodenzentrums Köln“ die Diagnose eines chronischen Beckenbodenschmerzes gestellt. Betroffen waren 36 Frauen und 28 Männer. Der Altersdurchschnitt betrug 47,4 Jahre und die Krankheitsdauer durchschnittlich 22,7 Monate. Es wurde bei allen Patienten eine gezielte Anamnese sowie eine proktologische Basisuntersuchung inklusive 3D-Endosonografie des Anorektums durchgeführt. Falls notwendig wurde dies durch konsiliarische ergänzt.

Ursächlich waren koloproktologische Erkrankungen und OPs (n = 28), gefolgt von kieferorthopädischen (n = 8) und orthopädische Problemen (n = 7) sowie urologische Erkrankungen (n = 6). Als Einzelerkrankung waren die Analfissur (n = 11) und das Zähneknirschen (n = 8) führend.

Der therapeutische Ansatz lag darin, sowohl medikamentös (n = 45) als auch physiotherapeutisch (n = 37) die Muskulatur des Beckenbodens zu lockern. Neun Patienten wurden mit Beissschienen gegen Zähneknirschen versorgt (n = 9) bzw. erhielten eine physiotherapeutische Behandlung der Kiefergelenke. Zudem wurde entspannendes Biofeedback (n = 11) und in sehr schweren Fällen die Injektion von Botulinumtoxin in den Beckenboden vorgenommen (n = 10).

Das „Chonic Pelvic Pain Syndrom“ (CPPS) ist ein häufiges aber leider übersehenes Krankheitsbild. Die Diagnose ist nach Ausschluss anderer Schmerzursachen durch eine gezielte Anamnese und klinische Untersuchung leicht zu stellen. Proktochirurgische Ursachen überwiegen in der Praxis. Die zweithäufigste Ursache liegt aber im Bereich der Kiefergelenke. In der Therapie überwiegen Maßnahmen, welche der Entspannung der Beckenbodenmuskulatur dienen. Zur Rezidivprophylaxe muss der eigentliche Auslöser dauerhaft ggf. multidisziplinär therapiert werden.

Proktologie interdisziplinär
Freitag, 13. September 2013/12:00 – 13:30/Istanbul