Z Gastroenterol 2013; 51 - K211
DOI: 10.1055/s-0033-1352851

Arzneimittelinduzierte Pankreatotoxizität – Ergebnisse der Berliner Fall-Kontroll-Surveillance-Studie

A Douros 1, E Bronder 1, F Andersohn 2, A Klimpel 1, M Thomae 3, J Ockenga 4, R Kreutz 1, E Garbe 5
  • 1Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Klinische Pharmakologie und Toxikologie, Berlin, Germany
  • 2Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie, Berlin, Germany
  • 3Maria-Heimsuchung Caritas Klinik Pankow, Allgemeinchirurgie, Berlin, Germany
  • 4Klinikum Links der Weser, Innere Medizin, Bremen, Germany
  • 5Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS, Bremen, Germany

Einleitung: Medikamententoxizität stellt eine mögliche Ursache der akuten Pankreatitis (AP) dar. Bis heute wurde eine Assoziation mit AP für viele Arzneimittel berichtet, das Ausmaß des Risikos ist jedoch für die meisten Substanzen unbekannt.

Methoden: Krankenhausbasierte Fall-Kontroll-Studie, die zwischen 2002 und 2011 in allen 51 Berliner Krankenhäusern auf mehr als 200 Stationen durchgeführt wurde. 102 Patienten mit AP unklarer Ätiologie und 750 Kontrollpatienten wurden anhand anamnestischer, klinischer und paraklinischer Daten rekrutiert. Die Ermittlung der Medikamentenexposition erfolgte durch persönliche Interviews. Eine medikamentöse Ursache wurde anhand eines standardisierten Kausalitätsassessments beurteilt. Die Risiken für die verschiedenen Medikamente wurden in einem Fall-Kontroll-Design mit unkonditionaler logistischer Regressionsanalyse quantifiziert.

Ergebnisse: Das pankreatotoxische Risiko mehrerer Medikamente, u.a. von Azathioprin, Mesalazin und ACE-Hemmern, wurde sowohl durch das Kausalitätsassessment als auch durch die Fall-Kontroll-Analyse bekräftigt. Beide Verfahren lieferten außerdem Hinweise für ein erhöhtes Risiko von Fenofibrat. Das Kausalitätsassessment deutete auf eine Pankreatotoxizität verschiedener Substanzen hin, wie 6-Mercaptopurin, Leflunomid und Tocilizumab. Die Fall-Kontroll-Analyse zeigte ein erhöhtes Risiko für zwei pflanzliche Präparate: Baldrian und Teufelskralle.

Diskussion: Unsere Studie quantifizierte das pankreatotoxische Risiko verschiedener Medikamente. Die Ergebnisse stützen bisherige Befunde aus der Literatur, weisen aber auch auf Risiken von Substanzen hin, die bisher selten oder nie gemeldet wurden, was die Notwendigkeit weiterer kontrollierter Studien in diesem Gebiet hervorhebt.