Z Gastroenterol 2013; 51 - K330
DOI: 10.1055/s-0033-1352980

Das Aorto mesenteriale Kompressionssyndrom (so genanntes Wilkie-Syndrom) als seltene Differenzialdiagnose von chronischem Erbrechen

T Heuer 1, P Verreet 1, W Sandmann 2, J Heisters 3
  • 1St. Bernhard-Hospital, Zentrum f. Viszeralmedizin, Kamp-Lintfort, Germany
  • 2Abt. f. Gefäßchirurgie, Ev. KRHS Duisburg Nord, Duisburg, Germany
  • 3Praxis f. Innere Medizin, Kamp-Lintfort, Germany

Einleitung: Chronisches Erbrechen ist ein häufiges Symptom. In der Regel selbstlimitierend. Wenn eine Gewichtsabnahme hinzukommt, erfolgt meist die gastroenterologische Diagnostik in der Regel ohne wegweisenden pathologischen Befund. Nachdem diese Diagnostik mehrfach, in verschiedenen Institutionen durchgeführt wird, stellt sich die Frage nach einer psychischen Essstörung. Es folgen zumeist umfangreiche Diagnoseprozeduren sowie die psychopharmakologische Einstellung der Patienten ohne Erfolg.

Kasuistiken: Wir berichten über fünf Patienten, die mit exakt dieser stereotypen Krankengeschichte in unser Haus aufgenommen wurden, bei denen ein aortomesenteriales Kompressionssyndrom gefunden wurde. Hierbei zeigt sich ein sehr spitzwinkliger Abgang der Arteria mesenterica superior aus der Aorta, die dazu führt, dass die Passage im Duodenum gestört ist. Dies erklärt, das frühe postprandiale Erbrechen. In Kenntnis dieses Krankheitsbildes lässt sich diese Diagnose sehr einfach stellen. Bei Verdacht erfolgt eine Abdomensonografie, in der bereits der spitzwinklige Abgang der Arteria mesenterica superior aus der Aorta augenscheinlich ist, daraufhin lässt sich durch eine CT-Angiografie dieser Befund objektivieren. Die Diagnostik wird abgerundet durch eine MDP, bei der man einen mangelnden Kontrastübertritt im duodenalen C über die Körpermittellinie vermisst. Nach gestellter Diagnose bieten sich prinzipiell zwei Therapieoptionen an. Zum einen ist es sicher möglich unter Kontinuitätswahrung der Magen-/Darm-Passage eine Transposition der Arteria mesenterica superior von supra- nach infrarenal durchzuführen. Die Alternative wäre die Anlage einer Gastroenterostomie und somit die Umgehung des stenosierten Duodenal-C. Hierbei ist jedoch sicher eine Diskontinuität vorhanden, die bei den meist jungen betroffenen Patienten nicht erstrebenswert ist.

Zusammenfassung: Das aortomesenteriale. Kompressionssyndrom stellt eine valable Differenzialdiagnose des chronisch rezidivierenden Erbrechens mit Gewichtsabnahme da. Dieses sollte unbedingt vor Annahme einer psychischen Erkrankung ausgeschlossen werden, zumal die diagnostischen Maßnahmen ausgesprochen simpel sind. U. E. ist das Wilkie-Syndrom bei Kenntnis dieses Krankheitsbildes deutlich häufiger anzunehmen als es zurzeit diagnostiziert wird.