Z Gastroenterol 2013; 51 - K352
DOI: 10.1055/s-0033-1353002

Narbenhernieninzidenz nach medianer Laparotomie: Eine Follow-Up-Dauer von 1 Jahr ist nicht ausreichend

C Fink 1, 2, MN Wente 3, A Ulrich 1, J Werner 1, MW Büchler 1, MK Diener 1, 2
  • 1Chirurgische Universitätsklinik Heidelberg, Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Heidelberg, Germany
  • 2Studienzentrum der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (SDGC), Heidelberg, Germany
  • 3Department of Medical Scientific Affairs, Aesculap AG, Tuttlingen, Germany

Einleitung: Die Entwicklung einer Narbenhernie stellt mit einer Inzidenz von 9% bis 20% nach wie vor die häufigste Langezeitkomplikation in der Viszeralchirurgie dar. In den bisher durchgeführten Studien ist die Nachbeobachtung der Patienten größtenteils von kurzer Dauer (1 – 1,5 Jahre), so dass die tatsächliche Langzeit-Narbenhernieninzidenz aktuell nur geschätzt werden kann.

Ziel: Ziel dieser Studie war die Erfassung der Narbenhernienrate 3 Jahre nach medianer Laparotomie.

Methodik: Auswertung der 3-Jahres Follow-Up-Daten von insgesamt 775 Patienten der ISSAAC (prospektiv, multizentrisch, historisch-kontrolliert) und der INSECT Studie (randomisiert, kontrolliert, multizentrisch) hinsichtlich des Auftretens von Narbenhernien nach 1 und 3 Jahren postoperativ. Die Differenz zwischen beiden Gruppen wurde bei Vorliegen von kontinuierlichen Daten mittels des T-Tests und bei kategorischen Daten per Chi-Square-Test erhoben. Die Time-to-Event Analyse wurde unter Einsatz der Kaplan-Meier Methode ermittelt.

Ergebnis: Die Auswertung von 775 Patienten zeigt, dass die Narbenhernienrate von 13,1% nach 1 Jahr auf 21,3% 3 Jahre nach Operation ansteigt (p < 0,0001). Dies entspricht einer relativen Steigerung von über 60%. Die Kaplan-Meier Analyse detektierte in der ISSAAC Kohorte ein Narbenhernienrisiko von 22,0% nach 3 Jahren [95% CI (13.9; 30.1)] und ein Risiko von 21,6% [95% CI (18.0; 25.2)] für Patienten der INSECT Studie.

Schlussfolgerung: Das 3-Jahres Follow-Up zweier Studien mit insgesamt 775 Patienten zeigt, dass ein Nachbeobachtungzeitraum von 1 Jahr nicht ausreichend ist, um die tatsächliche Inzidenz von Narbenhernien im Langzeitverlauf zu erfassen. Schlussfolgernd ist eine Langzeitbeobachtung in jeder Studie, die sich mit dem Auftreten der Narbenhernien befasst, obligat. Diese Studie zeigt die Relevanz einer Follow-Up-Dauer von mindestens 3 Jahren in Studien, die neue präventive Techniken zur Vermeidung von Narbenhernien evaluieren.