Einleitung/Hintergrund: In der Literatur wird eine höhere Auslastung der Pflegeheimen sowie weniger Personal
pro Patienten in den neuen Bundesländern beschrieben. Dies sind Faktoren, die sich
mutmaßlich negativ auf die Pflegequalität auswirken. Es wurde bisher aber nicht untersucht,
ob sich die Pflegequalität tatsächlich unterscheidet. Ziel dieser Studie war es, genau
diesen Sachverhalt zu erforschen. Daten/Methodik: Basis der Analysen waren die Begutachtungsergebnisse der gesetzlichen Qualitätsprüfungen
der Medizinischen Dienste aus den Jahren 2011 oder 2012. Von den untersuchten 10435
stationären Pflegeheimen befanden sich 8564 (82,1%) in den alten und 1871 (17,9%)
in den neuen Bundesländern. Im Rahmen der gesetzlichen Qualitätsprüfungen beurteilt
der MDK die Pflegequalität anhand von 82 Beurteilungskriterien, wovon die 18 Kriterien
der Bewohnerbefragung und 5 Kriterien wegen fehlender Werte in dieser Arbeit nicht
berücksichtigt wurden. Bei den 59 untersuchten Kriterien lagen für mehr als 50% der
Pflegeheime individuelle Daten vor. 33 der Kriterien waren als Schulnoten und 26 der
Kriterien waren dichotom (1 oder 5) erfasst. Die Kriterien wurden zu 9 inhaltlich
definierten Scores zusammengefasst, die zwischen 1 und 23 gleich gewichtete Kriterien
beinhalteten. Die Scores spiegelten folgende Aspekte der Pflegequalität wider: Pflegeergebnisse
I & II, Betreuungsprozesse, klinische Pflegeprozesse, besonders ergebnisrelevante
Pflegeprozesse, Pflegedokumentation, Einrichtungsstruktur und Qualitätsmanagement
I & II. Mithilfe von Mann-Whitney Tests wurden die Scores der alten und neuen Bundesländer
verglichen, im Falle der dichotomen Scores wurde Chi2-Tests verwendet. Bei letzteren
wurde jeweils verglichen, wie viel Prozent der Pflegeheime alle Kriterien (zwischen
1 und 16) der einzelnen Scores erfüllten. Multiples Testen wurde nach Bonferroni korrigiert.
Ergebnisse: Pflegeheime in den neuen Bundesländern schnitten bei den meisten betrachteten Scores
besser ab als diejenigen in den alten Bundesländern. Es zeigten sich in den Scores
‚klinische Pflegeprozesse‘ (Median 1,45 vs. 1,51) und ‚Pflegedokumentation‘ (Median
1,2 vs. 1,29) signifikante Unterschiede (p < 0,00) zugunsten der Pflegeheime in den
neuen Bundesländern. Die gleiche Tendenz ergab sich beim Score ‚besonders ergebnisrelevante
klinische Pflegeprozesse‘ (Median 1,62 vs. 1,67), allerdings war dieses Ergebnis nach
Bonferroni-Korrektur nicht mehr signifikant (p = 0,014). Bei den Scores ‚Pflegeergebnisse
I‘ und ‚Qualitätsmanagement I‘ lagen keine Unterschiede vor (Median jeweils 1). Die
Analyse der dichotomen Scores zeigte, bis auf den Score ‚Pflegeergebnisse II', signifikante
(p < 0,00) Unterschiede. Mehr östliche Heime erfüllten alle Kriterien der Scores ‚Einrichtungsstruktur‘
(96,3% vs. 93,3%), ‚Qualitätsmanagement II‘ (89,2% vs. 79,1%) und ‚Betreuungsprozesse‘
(87,4% vs. 82,2%) als westliche. Diskussion/Schlussfolgerung: Pflegeheime in den neuen Bundesländern schneiden bei den MDK-Prüfungen insgesamt
besser ab als in den alten Bundesländern. Ob die beschriebenen Unterschiede zwischen
östlichen und westlichen Heimen auf eine unterschiedliche Benotungspraxis der verschiedenen
MDKs oder aber auf einen tatsächlichen Qualitätsunterschied zurückgehen, bleibt zu
erforschen. Für Letzteres spricht möglicherweise, dass auch die dichotomen Scores,
bei denen eine Verzerrung weniger wahrscheinlich ist, die gleiche Tendenz zeigen.
Besonders groß sind die Unterschiede beim Score ‚Qualitätsmanagement II', was möglicherweise
eine erste Erklärung für das Ergebnis liefern kann. Weitere Studien, insbesondere
zum Einfluss der MDKs auf die Noten, müssen sich anschließen.