Thorac Cardiovasc Surg 2013; 61 - Editorial
DOI: 10.1055/s-0033-1354550

Editorial

B Stiller 1
  • 1Klinik für Angeborene Herzfehler und Pädiatrische Kardiologie, ZKJ, Universitäts-Herzzentrum Freiburg/Bad Krozingen, Germany

Brigitte Stiller

Unter dem Motto „Das Herz im Fokus“ erwarten uns zur 45. Jahrestagung der deutschen Gesellschaft für pädiatrische Kardiologie (DGPK) neben den umfassenden kinderkardiologischen Themen auch die aktuell brisanten Themen der Kinderherzchirurgie. Eine lebhafte Kommunikation und spannende Pro- und Contra-Debatten sind zu erwarten. Verschiedene Neuerungen in Organisation und Inhalt sind für diese Tagung angekündigt, also Anlass genug, um zurück und nach vorne zu schauen:

Ausgehend von wenigen Pädiatern mit kardiologischem Interesse hat sich die Kinderkardiologie im letzten halben Jahrhundert parallel zur Kinderherzchirurgie ausgezeichnet entwickelt. 1969 fand die erste Jahrestagung der Arbeitsgruppe Kinderkardiologie in Münster statt. Seither ist sie zu einer Gesellschaft mit 722 Mitgliedern herangewachsen. Zwei Jahre später (1971) folgte in Frankfurt die Gründung der DGTHG. Heute hat die Fachgesellschaft der Herzchirurgen bereits 1220 Mitglieder.

Die rasante Entwicklung der Kinderkardiologie und Kinderherzchirurgie startete wenige Jahre nach der Etablierung erster erfolgreicher Herz-Lungen-Maschinen-Operationen. Nun konnte man nicht nur beschreiben, sondern auch verändern, eingreifen, helfen und heilen. Das war die Motivation zur Entwicklung immer ausgereifterer Bildgebungsverfahren, Interventions- und Operationstechniken und der kinderkardiologischen Intensivmedizin. Zug um Zug fand die Weiterentwicklung der beiden miteinander eng verknüpften Fächer statt.

Als Schritt der stetigen Weiterentwicklung werden nun zur 45. Jahrestagung der DGPK erstmals die Abstracts im „The Thoracic and Cardiovascular Surgeon“ veröffentlicht. Die Wahl dieses zitierfähigen angesehenen Herz-Kreislauf-Journals drückt zum einen die Wertschätzung an die Abstract-Autoren aus. Sind es doch oft junge Kolleginnen und Kollegen in der Kinderkardiologie und Kinderherzchirurgie, die ihre Forschungsergebnisse vorstellen. Aber auch die Wahl des Journals ist nicht zufällig, sondern ein Ausdruck gezielter Richtungsweisung. Aus der Pädiatrie kommend, könnte eine Vielzahl pädiatrischer Journals für die Abstracts der Kinderkardiologie in Betracht kommen. Auch die Nähe zu den Kardiologen spielt eine große Rolle, Überschneidungen liegen nicht nur im Bereich der Erwachsenen mit Angeborenem Herzfehler (EMAH), sondern auch in der Rhythmologie und in moderner kardialer Bildgebung und vielen gemeinsamen Forschungsprojekten. Warum erscheinen die Abstracts also nicht in pädiatrischen oder kardiologischen Fachzeitschriften, sondern in einem herzchirurgischen Journal? Ist es Zufall, sind es günstige Preise, oder ist es ein weiterer Schritt in eine aktive Zukunftsgestaltung unseres Faches? Letzteres ist der Fall. Diese Fachzeitschrift ist das Sprachrohr der DGTHG, der Fachgesellschaft der deutschen Herzchirurgen.

Schauen wir nach Japan: Hier gibt es keine Fachgesellschaft für Pädiatrische Kardiologie, sondern wie selbstverständlich eine gemeinsame Fachgesellschaft für Pädiatrische Kardiologie und Kinderherzchirurgie, die (fast gleich alt wie unsere) im Jahr 2013 ihre 46. Jahrestagung abhält. In Deutschland ist die Kinderherzchirurgie jedoch aufs engste mit der Herzchirurgie verbunden – und das ist auch gut so. So ist gewährleistet, dass auch herzkranke Kinder zeitnah von den Innovationen der Herzchirurgie und Kardiotechnik profitieren, auch wenn die Kinder ansonsten wenig Lobby bei Industrie und Politik in Deutschland haben. Der Blick über den Tellerrand macht es möglich.

Um den nächsten Schritt in Richtung Fortschritt zu gehen, planen die DGTHG und die DGPK ab 2016 den Versuch einer gemeinsamen Kongressplattform. Zwei Kongresse unter Wahrung der jeweiligen Identität, aber dennoch mit überzeugenden Synergien, nicht nur in der Industrieausstellung und dem traditionellen Fußballturnier, sondern auf der Grundlage inhaltlicher Gemeinsamkeiten zur vorausschauenden Versorgung der Kinder und Erwachsenen mit angeborenem Herzfehler. Lassen wir uns überraschen.

Eine Überwindung der Grenzen und Entwicklung hin zur gemeinsamen Herzmedizin mit all ihrer Spezialisierung ist wegweisend für die Zukunft. „Fortschritt heißt Wandel: Wer sich nicht verändert, wird verändert“.

Prof. Dr. med. Brigitte Stiller

Ärztliche Direktorin

Klinik für Angeborene Herzfehler und Pädiatrische Kardiologie, ZKJ, Universitäts-Herzzentrum Freiburg / Bad Krozingen