Z Gastroenterol 2013; 51(9): 1127
DOI: 10.1055/s-0033-1356990
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Editorial – Haben wir nicht Glück mit unserem Beruf?

Dagmar Mainz
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Publication Date:
11 September 2013 (online)

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

die Gastroenterologie ist eines der interessantesten und vielfältigsten Fachgebiete. Manuelle Geschicklichkeit und Verständnis für komplexe Abläufe bei Krankheitsbildern aus Infektiologie, Immunologie und Onkologie sowie funktionellen Störungen müssen beherrscht werden. In der ambulanten gastroenterologischen Tätigkeit liegt natürlich ein Schwerpunkt auf der endoskopischen Diagnostik. Die Koloskopie ist dabei die Leistung, die angemessen vergütet wird und die wirtschaftliche Existenz der Praxis mit sichert.

Umso wichtiger ist es, diese Leistung in ausgezeichneter Qualität zu erbringen. Der bng setzt sich zusammen mit der Deutschen Krebshilfe und der Stiftung Lebensblicke dafür ein, dass die dafür so notwendige Dokumentation der Vorsorgekoloskopien weiter fortgeführt werden kann. Das ZI (Zentralinstitut für die Kassenärztliche Versorgung in Deutschland) unter Leitung von Dr. Altenhofen muss seine wichtige Arbeit fortsetzen können, auch damit wir weiter auf einen weltweit einzigartigen Datenpool zurückgreifen können. Dies ist vor allem wichtig im Hinblick auf das beschlossene Einladungsverfahren zur Vorsorgekoloskopie.

Nun ist die Endoskopie aber nicht alles. Das zeigen nicht nur die folgenden Beiträge aus unseren stärksten bng-Fachgruppen. Auch im wissenschaftlichen Programm der DGVS auf dem diesjährigen Kongress für Viszeralmedizin wird deutlich, dass die chronischen entzündlichen Darmerkrankungen und die chronischen Lebererkrankungen Schwerpunkte unseres Fachgebietes darstellen. Die Betreuung der Patienten mit diesen Krankheitsbildern erfordert – auch vor dem Hintergrund immer neuer Informationen, Erkenntnisse und möglicher Therapien – eine fachärztliche spezialisierte Versorgung, sie erfordert den Gastroenterologen / die Gastroenterologin, und zwar in der Grundversorgung.

Dieser Erfordernis wird mit der unzureichenden Vergütung der „sprechenden Medizin“ in keiner Weise Rechnung getragen. Doch damit nicht genug, wird ihr nun mit dem geänderten Beschluss zur Einführung einer Pauschale für die Fachärztliche Grundversorgung (PFG) weiter Boden entzogen. Danach werden wir Gastroenterologinnen und Gastroenterologen von der Möglichkeit, diese Pauschale bekommen zu können, ausgeschlossen. Konservativ tätige bzw. betreuungsintensiv arbeitende Grundversorger sollen mit der PFG besonders gefördert werden. Und die fachärztlichen Internisten gehören nicht dazu!

Müssen wir uns deswegen aufregen? Die PFG ist gering, technische Leitungen wären ein KO-Kriterium gewesen. Also: nicht viel verloren. Oder?

Doch es geht etwas verloren. Die Anerkennung, dass die Betreuung chronisch kranker Patienten zu unserem Versorgungsauftrag gehört und vergütet werden muss. Weder Hausärzte noch Klinikambulanzen können unsere Arbeit ersetzen. Sie werden es auch nicht wollen.

Da müssen sich die Patienten doch aufregen! Oder?


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