Zahnmedizin up2date 2014; 8(4): 363-387
DOI: 10.1055/s-0033-1357961
Endodontologie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die Revision endodontischer Misserfolge

Michael Arnold
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Publication Date:
30 July 2014 (online)

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Einleitung

Ein endodontischer Misserfolg setzt eine endodontische Therapie voraus, die das angestrebte Ergebnis nach einem Kontrollzeitraum nicht erreicht hat. Im Ergebnis können pathologische Zustände persistieren, die Pulpa degenerieren oder sogar das Wurzeldentin mikrobiell penetriert werden. Mit der mikrobiellen Invasion wird eine zunehmende Abwehrleistung des Immunsystems provoziert, die asymptomatisch oder symptomatisch verlaufen kann. Der Verlauf der Abwehrleistung wird indirekt zur Beurteilung des Erfolgs einer endodontischen Therapie genutzt. Das Ergebnis einer endodontischen Therapie wird deshalb klinisch und röntgenologisch regelmäßig nachkontrolliert.

Merke: Je nach Ausmaß einer endodontischen Erkrankung kann der Heilungsprozess mehrere Jahre in Anspruch nehmen [1].

Die Entscheidung über Erfolg oder Misserfolg setzt in jedem Fall den Vergleich der Ausgangssituation mit dem aktuellen Befund voraus. Während die primäre orthograde Wurzelkanalbehandlung einer irreversibel geschädigten Pulpa in über 90 % der Fälle zu einem erfolgreichen Erhalt des betroffenen Zahnes führt, werden im Fall einer mikrobiellen Infektion des Endodonts Erfolgsquoten von 40–80 % registriert [2]–[4].

Merke: Endodontische Misserfolge sind dann vermehrt zu beobachten, wenn es nicht gelingt, ein konsequent antimikrobielles Regime vom Beginn bis zum Abschluss der Therapie aufrechtzuerhalten.

Ursachen für Misserfolge

Es können allgemein mikrobiologische, anatomische oder technische Ursachen für endodontische Misserfolge unterschieden werden. Zu den wichtigsten Ursachen posttherapeutischer Erkrankungen gehören:

  • Persistenz von Mikroorganismen nach der Initialbehandlung,

  • unbehandelte Wurzelkanäle bzw. Wurzelkanalabschnitte,

  • undichte koronale Restauration oder in seltenen Fällen Fremdkörperreaktionen

  • und extraradikuläre Infektionen [5]–[7].

  • Die Abwehrleistung des Patienten stellt einen weiteren Einflussfaktor auf den Erfolg der Therapie dar.

Die Kombination der zu lösenden verschiedenen Problemstellungen und die im Verlauf zu erwartenden therapeutischen Komplikationen führen zu erhöhten Anforderungen für die Diagnostik und Therapie einer Revisionsbehandlung.


Ziel

Ziel der Revision ist es, Voraussetzungen für eine vollständige Heilung und den dauerhaften Erhalt eines Zahnes zu schaffen. Indem das Wurzelkanalsystem gereinigt und desinfiziert wird, können die klinischen Symptome abklingen und eine apikale oder periapikale Entzündungsreaktion unabhängig von der Dimension abheilen [8].

Merke: Mit einer rechtzeitigen Revision kann im Einzelfall mikrobiell induzierten Folgeerkrankungen einer akuten Exazerbation vorgebeugt werden.