Notfallmedizin up2date 2014; 9(3): 275-290
DOI: 10.1055/s-0033-1358011
Rettungsdienst
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Leitsymptom akute Atemnot – präklinischer Fokus

Christian Möller
,
Friedhelm Sayk
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Publication Date:
22 October 2014 (online)

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Kernaussagen

Die häufigste Ursache für akute Atemnot beim älteren Erwachsenen ist die akute Linksherzdekompensation. Danach folgen exazerbierte COPD, Pneumonie, Lungenarterienembolie und asthmatische Beschwerden.

Diagnostik und Therapie

Der Umgang mit dem Leitsymptom Atemnot erfordert eine strukturierte Herangehensweise sowie rasche und zielgerichtete therapeutische Maßnahmen.

Praktische Vorgehensweise

  • Sammeln erster ätiologischer Hinweise beim Betreten des Einsatzortes.

  • Ersteinschätzung und Sofortmaßnahmen durch Anwendung des ABC-Schemas (Abb. [1]).

  • Anwendung der Basismaßnahmen: Oberkörperhochlagerung, Sauerstoffgabe, ggf. Morphingabe, ggf. Beatmung.

  • Apparative Diagnostik am Einsatzort: EKG, Blutdruck, Körpertemperatur, Blutzucker.

  • Differenzialtherapie nach Verdachtsdiagnose (Tab. [4]).

  • Triage und Transport in geeignete Klinik.

Die diagnostischen Möglichkeiten im präklinischen Bereich sind begrenzt. Dennoch ist es in vielen Fällen möglich, eine valide Verdachtsdiagnose zu stellen. Eine zielgerichtete Therapie sollte schon am Einsatzort eingeleitet werden.

Triage und Klinikauswahl

Nach der Erstversorgung folgt die Auswahl einer geeigneten Zielklinik. Wird eine kardiale Genese der Beschwerden vermutet, sollte eine Klinik mit 24-h-Herzkatheterbereitschaft angefahren werden. Liegt ein akutes Koronarsyndrom vor, ist dies obligat. Indikationen für eine primäre Einweisung auf eine Intensivstation sind: Notwendigkeit einer invasiven Beatmung, drohende respiratorische Erschöpfung, Kreislaufinstabilität (Einsatz von Katecholaminen), Z. n. Reanimation und anhaltende Bewusstlosigkeit.

Präklinische NIV

Der präklinische Einsatz einer nicht invasiven Maskenbeatmung mit positivem endexspiratorischem Druck (NIV) führt in vielen Fällen zu einer raschen Verbesserung der respiratorischen Situation, wodurch in 70 % der Fälle eine endotracheale Intubation vermieden werden kann. Darüber hinaus werden Mortalität und Morbidität deutlich vermindert. Einer aktuellen Metaanalyse zufolge gilt dies nicht nur für die „klassischen“ Indikationen der NIV (Lungenödem, COPD), sondern auch in der Initialbehandlung zunächst undifferenzierter Atemnotzustände inkl. Pneumonie und Asthma.

Weiterbehandlung in der Klinik

Diagnostische Basismaßnahmen umfassen die Durchführung von Blutgasanalyse, Röntgen des Thorax, Laboruntersuchung und Notfallechokardiografie. Erweiterte Diagnostik wie kontrastmittelgestützte CT-Untersuchungen sind bei speziellen Fragestellungen erforderlich.