Notfallmedizin up2date 2014; 9(4): 327-338
DOI: 10.1055/s-0033-1358065
Reanimation
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Abbruch einer Reanimation im Rettungsdienst

Kristoffer T. Kaerlein
,
Andreas Bohn
,
Roman P. Lukas
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
13. Januar 2015 (online)

Kernaussagen
  • Die Lebensqualität der Überlebenden eines Herz-Kreislauf-Stillstands ist überwiegend gut. Allerdings überleben nur ca. 8 % der Patienten einen Herz-Kreislauf-Stillstand.

  • Solange Kammerflimmern besteht, sollte eine Reanimation fortgeführt werden. Die Empfehlung der ERC-Leitlinien zum Reanimationsabbruch nach 20-minütiger Asystolie muss anhand neuerer Studienergebnisse kritisch hinterfragt werden.

  • Faktoren, die mit einer höheren Überlebensrate einhergehen, sind beobachteter Herz-Kreislauf-Stillstand, Durchführung einer Laienreanimation, defibrillierbarer initialer Rhythmus sowie ein ROSC am Einsatzort.

  • Hohes Alter hat nur einen untergeordneten Einfluss auf das Überleben, entscheidender sind bestehende Komorbiditäten.

  • Die Untersuchung der Pupillenweite und -reaktion während einer Reanimation bietet nur sehr eingeschränkte Informationen und darf nicht als Basis für die Entscheidung zum Reanimationsabbruch herangezogen werden.

  • Erniedrigtes etCO2, erhöhtes Laktat und erniedrigte rSO2 sind alle mit einer geringeren Überlebensrate assoziiert. Allerdings gibt es für keinen der Parameter bislang einen Grenzwert, welcher die Erfolgsaussichten einer Reanimation sicher vorhersagen kann.

  • TOR-Regeln bieten eine Möglichkeit zur strukturierten Berücksichtigung bekannter prognostischer Faktoren und können bei der Entscheidungsfindung zum Abbruch einer Reanimation unterstützend wirken.

  • Die Prognose von reanimierten Kindern ist laut aktuellen Studien insgesamt vergleichbar mit der von Erwachsenen. Je jünger die Kinder sind (Alter < 1 Jahr) desto schlechter sind jedoch die Erfolgsaussichten. Trotz der schwierigen Einsatzsituation sollte der Notarzt auch bei Kinderreanimationen versuchen, eine objektive Lageeinschätzung vorzunehmen.

  • Bei der Reanimation von Traumapatienten sollte besonderes Augenmerk auf das Erkennen und die Behandlung traumaspezifischer reversibler Ursachen gelegt werden.

  • Auch bei Palliativpatienten kann eine Reanimation gerechtfertigt sein. Noch mehr als bei anderen Patienten steht hier die Ermittlung der Anamnese und des Patientenwillens im Vordergrund.

  • Auf die konkrete aktuelle Lebens- und Behandlungssituation zutreffende Patientenverfügungen sind auch im Rettungsdienst bindend. Bei nicht eindeutigen Festlegungen sollte im Zweifelsfall eine Reanimation begonnen werden.

  • Ein einzelner Parameter sollte nicht Grundlage für die Entscheidung zum Reanimationsabbruch sein. Vielmehr sollte immer eine Kombination mehrerer prognostischer Faktoren berücksichtigt werden.