Dtsch Med Wochenschr 2013; 138(48): 2455
DOI: 10.1055/s-0033-1359872
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Gemeinsam für einen guten Blutdruck

Working together for good blood pressure control
S. Eckert
1   Klinik für Kardiologie, Herz- und Diabeteszentrum NRW, Bad Oeynhausen
,
H. Pavenstädt
2   Medizinische Klinik und Poliklinik D, Universitätsklinikum Münster
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Publication Date:
19 November 2013 (online)

Ein guter Blutdruck beugt kardiovaskulären Erkrankungen vor und trägt zu einem gesunden Leben bei. Ein optimaler Lebensstil kann helfen, die Manifestation einer arteriellen Hypertonie zu verzögern oder gar zu verhindern. Die Menschen in unserer Gesellschaft tendieren aber mehr und mehr dazu, das Gegenteil zu leben – und nichts scheint schwerer, als den Lebensstil zu ändern. Insbesondere wird eine ungesunde Ernährung durch ein breites Angebot an vorgefertigten, salz- und zuckerkonservierten Nahrungsmitteln, Convenience-Produkten und Fastfood gefördert. Lebensstil- und Präventionsmaßnahmen lassen sich nur mit breiter Unterstützung insbesondere auch von politischer und industrieller Seite erfolgreich umsetzen. Viele Menschen in Selbsthilfegruppen und medizinische Fachgesellschaften leisten engagierte Beiträge. Wir haben daher für den 37.  Wissenschaftlichen Kongress der Deutschen Hochdruckliga e. V. DHL® – Deutsche Gesellschaft für Hypertonie und Prävention, der vom 12. bis 14.12.2013 in Münster stattfindet, das Motto: „Gemeinsam für einen guten Blutdruck“ gewählt.

Der Kongress soll einen Bogen zwischen Wissenschaft und Klinik spannen und eine interessante Übersicht über die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Pathogenese, Prävention, Diagnostik und Therapie der arteriellen Hypertonie geben. Zur Pathogenese der Hypertonie wollen wir die wichtigsten Neuigkeiten diskutieren: Was ist von der Erforschung des Genoms und Proteoms zu erwarten? Welche Rolle spielen Micro-RNAs zukünftig? Welche neuen Erkenntnisse gibt es über die Hypertonie-induzierte endotheliale Schädigung? Zum Thema Prävention stellt sich die Frage, welche klinisch-wissenschaftlichen Erkenntnisse es zur Prävention der Hypertonie durch Lebensstilmaßnahmen gibt. Wir werden diskutieren, ob vor der Diagnose arterielle Hypertonie immer eine 24-Stundenlangzeitblutdruckmessung erfolgen soll und welche Parameter einen guten Blutdruck definieren.

Die Therapieoptionen sind in den letzten Jahren durch Fixdosis-Kombinationstherapien und Neuromodulation erweitert worden. Die renale Denervierung wird von einigen Kollegen als schnelles und sicheres Verfahren angepriesen. Was sind hierfür die Indikationen, Voraussetzungen und Therapieziele? Die Schulung der Patienten hat einen großen Stellenwert bekommen. Wie können Hypertoniker durch ihre Teilnahme an Schulungsprogrammen, Arzt-Patienten-Seminaren und Selbsthilfegruppen ihre Kenntnisse vertiefen und lernen mit Alltagssituation besser umzugehen?

In diesem Heft stellen wir Ihnen weitere Schwerpunkte vor:

  • Die Rolle des sympathischen Nervensystems in der Pathogenese der Hypertonie ist wieder in den Focus des Interesses gerückt. M. Hausberg, Karlsruhe, gibt einen Überblick über die sympathische Überaktivität bei Niereninsuffizienz sowie deren Auswirkungen auf die Blutdruckhöhe und stellt Behandlungsoptionen vor.

  • B. Sanner, Wuppertal, stellt in seiner Arbeit die rationale Diagnostik zum Ausschluss der häufigsten sekundären Hypertonieformen vor.

  • Wie wichtig es ist, diese Aspekte vor der Diagnose „therapierefraktäre Hypertonie“ und der entsprechenden invasiven Therapie zu beachten, zeigt dazu eine interessante Kasuistik (H. Pavenstädt, Münster).

  • Viele Patienten haben eine linksventrikuläre Hypertrophie. Die differenzialdiagnostischen Überlegungen zur Ursache der linksventrikulären Hypertrophie werden im Mediquiz (L. Faber, Bad Oeynhausen) vorgestellt.

  • Die Folgen von Übergewicht führen zu einer stetigen Belastung unseres Gesundheitssystems. In einer Pro-und-contra-Diskussion stellen A. Wirth, Bad Rotenfelde, und B. Weisser, Kiel, ihre Standpunkte zur Gewichtsreduktion bei adipösen Patienten mit Hypertonie dar.

  • Leitlinien sind für die Diagnostik und Therapie der Hypertonie gute Orientierungshilfen. Die wichtigsten Neuigkeiten der aktualisierten ESC/ESH Leitlinie 2013 beschreibt und kommentiert K. H. Rahn, Münster.

In diesen Beiträgen und auf dem Kongress soll der aktuelle Kenntnisstand für die einzelnen Teilgebiete der Hypertensiologie dargestellt und diskutiert werden. Dies soll zur Versorgungssicherheit unserer gemeinsam zu betreuenden Patienten mit Hypertonie beitragen. Auch Patienten können hierzu einen entscheidenden Beitrag leisten. Wir hoffen, Ihr Interesse geweckt zu haben, und würden uns freuen, Sie in Münster begrüßen zu dürfen.

Mit herzlichen Grüßen

Ihre Kongresspräsidenten

Dr. med. Siegfried Eckert,
Prof. Dr. med. Hermann-Joseph Pavenstädt