Lege artis - Das Magazin zur ärztlichen Weiterbildung 2013; 3(5): 273
DOI: 10.1055/s-0033-1360829
Editorial
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Aids, Patente und der Nutzen neuer Medikamente

Daniela Erhard
,
Peter Galle
,
Götz Geldner
,
Alfred Königsrainer
,
Frank-Gerald Pajonk
,
Julia Rojahn
Further Information

Publication History

Publication Date:
12 December 2013 (online)

Liebe Leserin, lieber Leser,

am 1. Dezember ist Welt-Aids-Tag. Seit 1988 macht diese Kampagne einmal im Jahr intensiv auf die Erkrankung aufmerksam. Man sieht Infostände in der Fußgängerzone, Plakate und Kinospots zum Thema. Immer mit dabei: Die rote Schleife an Jacke, Bluse oder Hemd als Zeichen der Solidarität mit Infizierten und Aidskranken.

Standen in der Anfangszeit Aufklärung und Verhütung im Mittelpunkt, geht es heute auch darum, wie man „positiv zusammen leben“ und die Diskriminierung Betroffener am Arbeitsplatz vermeiden kann. Der erfreuliche Hintergrund dieser Entwicklung: Dank antiretroviraler Therapien ist die Infektion heute – 30 Jahre nach Identifizierung des Virus – eine prinzipiell beherrschbare chronische Krankheit. Allerdings muss sie dafür rechtzeitig diagnostiziert werden. Bei welchen Symptomen Sie an eine HIV-Infektion denken sollten und wie Sie weiter vorgehen, lesen Sie in unserem Titelthema ab S. 294.

Auch auf globaler Ebene gibt es allmählich Fortschritte: Nach Angaben des „Joint United Nations Programme on HIV/AIDS“ (UNAIDS) geht die Zahl der Neuinfektionen langsam zurück, v. a. bei Kindern. Die Rate an Aids-bedingten Todesfällen ist seit einem Gipfel im Jahr 2005 um 30 % gesunken. Ein wichtiger Grund sind auch hier die besseren Medikamente, die z. B. verhindern, dass Schwangere ihr Kind anstecken.

Ein Problem besteht aber nach wie vor: Die Therapie ist teuer, da Hersteller für patentierte Wirkstoffe oft hohe Preise verlangen. Die Kosten für Aids-Medikamente sorgen immer wieder für Debatten über Patente in der Medizin: Sind sie notwendige Anreize für die Forschung – oder erschweren sie armen Patienten den Zugang zu lebensnotwendigen Arzneimitteln? In den letzten Jahren haben zunehmend auch Entwicklungsländer Patente auf Medikamente eingeführt – schon, weil sie sonst kein Mitglied der Welthandelsorganisation (WTO) sein können. Manche formulieren dabei aber engere Bedingungen für eine Patentierbarkeit: Indien, eins der wichtigsten Produktionsländer für Generika, erlaubt z. B. keine Patente auf neue Formen bereits bekannter Substanzen wie Salze oder Isomere.

Deutsche Politiker stellen zwar kaum die Patentierbarkeit infrage, aber durchaus die hohen Listenpreise, die die Hersteller lange Zeit selbst festgelegt haben, sodass galt: neues Medikament = Patent = teuer. Mit dem Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz (AMNOG) hat sich das geändert: Neue Wirkstoffe durchlaufen eine Nutzenbewertung, hohe Preise sollen nur noch für Präparate gezahlt werden, die besser sind als die bisher vorhandenen. Warum die einen dies als Innovationsbremse geißeln, die anderen es dagegen als Anreiz für „echten“ Fortschritt sehen, lesen Sie in diesem Heft auf S. 284.

Mit freundlichen Grüßen

Ihre Herausgeber und Ihre Redaktion

Herausgeber

P. Galle, Mainz

G. Geldner, Ludwigsburg

A. Königsrainer, Tübingen

F.-G. B. Pajonk, Schäftlarn

Experten-Panel

P. Berlit, Essen

S. Bleich, Hannover

J. Bossenmayer, Stuttgart

H.- P. Bruch, Lübeck

M. Christ, Nürnberg

B. Debong, Karlsruhe

J. Glatzle, Tübingen

T. Hemmerling, Montreal

D. F. Hollo, Celle

J. Riemann, Ludwigshafen

Schlichtungsstelle für Arzthaftpfl ichtfragen der norddeutschen Ärztekammern, Hannover

Redaktion

Dr. Daniela Erhard

Georg Thieme Verlag KG

Rüdigerstraße 14 74069 Stuttgart

E-Mail: legeartis@thieme.de

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