Einleitung: Bei Gallengangsstenosen im Bereich der Hepaticusgabel besteht der dringende Verdacht
auf ein hiliäres Cholangiocarcinom (Klatskin-Tumor). Differentialdiagnostisch ist
an die seltene Form der Autoimmunpankreatitis (AIP) mit extrapankreatischer Manifestation
zu denken. Fallbericht: Eine 61-jährige Patientin präsentierte sich mit schmerzlosem Ikterus und Gewichtsverlust
in einer auswärtigen Klinik. Laborchemisch bestätigte sich die Cholestase und sonographisch
zeigte sich eine intrahepatische Cholestase mit Stenose des Ductus hepatocholedochus
(DHC). Im CT des Oberbauches konnte keine eindeutige tumorverdächtige Formation dargestellt
werden. Die endosonographische Abklärung ergab eine 4 cm lange semizirkuläre Raumforderung
im DHC die sich bis zur Hepaticusgabel erstreckt sowie mehrere pathologisch veränderte
Lymphknoten bis zu 1,5 cm im Leberhilus. Mittels ERC erfolgte die Einlage einer Gallengangsendoprothese.
Die zytologischen und histologischen Proben aus dem stenotischen Bereich des DHC ergaben
keinen Anhalt für ein Malignom, jedoch eine kräftige subakute Entzündung. Der Tumormarker
CA 19 – 9 lag im Normbereich. Bei V.a. ein hiliäres Cholangiocarcinom erfolgte die
Vorstellung zur operativen Therapie. Nach Übernahme der Patientin erfolgte die Bestimmung
der IgG Subklassen, die eine deutliche Erhöhung der Subklasse 4 ergab, sodass unter
dem V.a. eine extrahepatische Manifestation einer AIP zunächst eine Steroidtherapie
(Prednisolon in Stufenreduktion) eingeleitet wurde. Innerhalb von 6 Wochen normalisierten
sich die Cholestaseparameter und der cholangiographische Befund, so dass der Stent
entfernt wurde. Unter fortgesetzter Steroidtherapie (Prednisolon 5 mg/Tag) ist die
Patientin nun über 40 Monate anhaltend beschwerdefrei. Schlussfolgerung: Bei Stenosen des Ductus choledochus im Bereich der Hepaticusgabel muss neben den
klassischen Diagnosen einer malignen Neoplasie (Klatskin-Tumor) differentialdiagnostisch
auch an die seltene Form eine AIP mit extrapankreatischer Manifestation gedacht werden.