Das Lebergewebe ist mit protektiven Mechanismen ausgestattet, die der Organschädigung
z.B. durch Ischämie-Reperfusion entgegenwirken kann. Bisherige Studien konnten nachweisen,
dass der endogene hepatotrophe Wachstumsfaktor Augmenter of liver regeneration (ALR)
Leberzellen gegenüber induzierter Apoptose durch die Aktivierung von Survival Signalwegen
schützt. Bisher ist allerdings nicht bekannt, ob exogenes ALR auch einen protektiven
Effekt bei dem durch Ischämie-Reperfusionsbedingten Gebewebeuntergang besitzt. Ziel
dieser Studie war es in vivo zu analysieren, ob 1) exogenes ALR Ischämie Reperfusion
ausgesetztes Gewebe schützt und 2) inwiefern die pathophysiologischen Mechanismen
durch exogenes ALR beeinflusst werden.
Der Einfluss von ALR wurde in einem murinen hepatischen Ischämie-Reperfusionsmodell
untersucht. Der obere und linke Leberlappen wurden 90 min abgeklemmt und anschließend
reperfundiert. Die ALR Therapie erfolgte durch intraperitoneale Applikation von je
2 µg rekombinantem ALR zwei Stunden vor der IRI OP und unmittelbar vor Bauchdeckenverschluss.
Der entstandene Leberschaden wurde an verschiedenen Zeitpunkten durch Messen des ALT
im Serum bestimmt. Zum Zeitpunkt 3h nach Reperfusion erfolgte die molekularbiologische
Analyse des Lebergewebes (Western blot, ELISA, rtPCR, Histologie und Immunhistologie).
ALR behandelte Tiere zeigten einen signifikant reduzierten Ischämie-Reperfusions-vermittelten
Leberschaden (ALT 6000 U/l vs. 2500 U/l in PBS vs. ALR behandelten Tieren). Dies spiegelt
sich auch in der signifikant verringerten Anzahl nekrotischer und apoptotischer Zellen
wider (H/E Histologie, Tunel Assay). Die sehr früh stattfindende Infiltration des
ischämen Gewebes durch Immunzellen (T Zellen, neutrophile Granulozyten) ist 3h post-Reperfusion
quantitativ nicht verändert. Ebenso ist die Expression inflammatorischer Cytokine
(TNFα), sowie Chemokine, die für die Rekrutierung von Makrophagen und Neutrophilen
verantwortlich sind (CXCL-1, MCP-1, MIP-1a), unbeeinflusst. Die Expression antioxidativer
Gene (HO-1, GPx, GCLC, GST-π1) ist in ALR behandelten Tieren jedoch reduziert.
Zusammenfassend haben wir gezeigt, dass die ALR Applikation den durch Ischämie-Reperfusion
herbeigeführten Schaden auf zellulärer Ebene reduziert. Die sehr frühe Infiltration
von Immunzellen bleibt unbeeinflusst. Wir postulieren, dass ALR die Immunzellaktivierung
inhibiert und dadurch die ROS-vermittelten Gewebeschaden minimiert. Damit ist ein
protektiver Effekt von exogenem ALR gezeigt und stellt eine Grundlage für die Entwicklung
eines therapeutischen Ansatzes für Lebertransplantationen dar.