Z Geburtshilfe Neonatol 2014; 218(4): 137-138
DOI: 10.1055/s-0033-1362669
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Geburtshilfe
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PPROM – Intraamniale Inflammation und neonatales Outcome

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Publication Date:
20 August 2014 (online)

Hintergrund: Neugeborene von Müttern mit frühem vorzeitigem Blasensprung zwischen 34 und 37 SSW (PPROM; preterm premature rupture of membranes) haben trotz ihrer relativ großen Reife eine hohe Morbidität. Die intraamniale inflammatorische Response ist eine wichtige Determinante für das neonatale Outcome nach PPROM. Sie ist – wie auch die fetale inflammatorische Response – zwischen 24 und 37 SSW am größten, wenn eine bakterielle Invasion der Amnionhöhle sowie eine akute histologische Chorioamnionitis nachweisbar sind. Kacerovsky et al. untersuchen den Einfluss von bakteriellem Amnionbefall und Chorioamnionitis auf die anhand der Interleukin (IL)-6-Konzentration im Fruchtwasser gemessenen Intensität der intraamnialen Inflammation sowie die damit verbundene neonatale Morbidität bei Schwangerschaften mit PPROM zwischen 34 und 37 SSW.

Methoden: In die tschechische prospektive Kohortenstudie wurden zwischen Mai 2008 und März 2013 99 Einlingsschwangerschaften (34 + 0–36 + 6 SSW) mit PPROM eingeschlossen. Alle Schwangeren erhielten vor der Gabe von Antibiotika eine Amniozentese zur Gewinnung von Fruchtwasser für die mikrobiologische Diagnostik und Bestimmung der IL-6-Konzentration. Nach der Entbindung, die im Durchschnitt innerhalb von 10 Stunden nach Amniozentese erfolgte, wurde Plazentagewebe histologisch auf das Vorliegen einer akuten Chorioamnionitis untersucht. Das Primäre Outcome umfasste die anhand der IL-6-Konzentration im Fruchtwasser gemessene Intensität der intraamnialen inflammatorischen Response. Das sekundäre Outcome war die neonatale Morbidität.

Ergebnisse: Ein bakterieller Amnionbefall zeigte sich in 23 % (23/99), eine Chorioamnionitis in 49 % (49/99), eine Kombination beider Faktoren in 12 % (12/99) und keiner der Faktoren in 39 % (39/99) der Schwangerschaften. Bei Schwangeren mit sowohl amnialer Bakterieninvasion als auch histologisch nachweisbarer Chorioamnionitis wurden die höchsten IL-6-Konzentrationen gemessen (median 2164,0 pg / ml). Bei alleiniger Chorioamnionitis bzw. bakteriellem Amnionbefall betrug die mediane Konzentration 654,8 bzw. 784,1 pg / ml. Schwangere ohne diese beiden Faktoren hatten eine mediane IL-6-Konzentration von 383,0 pg / ml (beide vs. keiner der Faktoren p < 0,0001). Eine schwere neonatale Morbidität trat in 25 % (25/99) der Fälle auf. Schwangere mit simultaner amnialer Bakterieninvasion und Chorioamnionitis hatten die höchste Inzidenz von Neugeborenen mit Early-Onset-Sepsis (p = 0,02). Schwangere mit neonataler Early-Onset-Sepsis hatten im Vergleich zu Schwangeren ohne diese Komplikation höhere IL-6-Konzentrationen (median 5303 vs. 575 pg / ml; p = 0,001; nach Adjustierung für das Gestationsalter p < 0,0001). Eine IL-6-Konzentration von 3353 pg / ml erwies sich als bester Cut-Off zur Identifikation der Early-Onset-Sepsis.

Fazit

Schwangere mit bakteriellem Amnionbefall und gleichzeitig histologisch nachweisbarer Chorioamnionitis zeigten die größte amniale Inflammation (IL-6-Konzentration im Fruchtwasser), und bei ihren Kindern wurde die höchste Rate von neonataler Early-Onset-Sepsis und schwerer neonataler Morbidität gefunden. Beim klinischen Management dieser Schwangerschaften, so die Autoren, sollte die amniale Zytokin-Reaktion berücksichtigt werden. Die hierfür notwendige Amniozentese sollte zukünftig jedoch möglichst durch eine nichtinvasive zervikale oder vaginale Probengewinnung ersetzt werden.

Dr. Christian Weber, Künzell