Die Inhalation von alkylierten Nitriten (Poppers) findet bei 5 – 10% der jüngeren
Bevölkerung zur Induktion von Euphorie und sexueller Erregung Anwendung. Unter den
männlichen Homosexuellen liegt der Anteil wahrscheinlich höher. Der Gebrauch wird
häufig geleugnet. Visusabfall und Makulaveränderungen nach Poppers-Gebrauch sind seit
2010 in Einzelfällen publiziert worden. Wir berichten über 28 Patienten, die zwischen
2010 und 2013 mit teils bilateralem signifikantem Visusverlust nach Poppers-Gebrauch
bei uns vorstellig wurden. Alle Betroffenen zeigten eine Destruktion der äußeren Photorezeptorsegmente
in der Foveola, teils begleitet von subretinaler Flüssigkeit. In einigen Fällen war
der Visusabfall irreversibel. Therapieversuche waren erfolglos. 28/27 Patienten waren
HIV-positiv, meist unter erfolgreicher anti-retroviraler Therapie. Wir postulieren
einen bislang unbekannten Cofaktor (HIV- oder HIV-Therapiebedingt), der zum Auslösen
der Makulapathie vorliegen muss. Auch sind Verunreinigungen der inhalierten Substanzen
als auslösendes Agens nicht auszuschließen, da die Nitrite seit vielen Jahrzehnten
verbreitet sind, die Makulopathie aber erst seit 2009/2010 beobachtet wird. Unsere
Beobachtung weißt die mit Abstand größte bislang publizierte Fallzahl auf. Die Tatsache,
dass fast ausschließlich therapierte HIV-Patienten betroffen sind, wurde bislang übersehen.