Klin Monbl Augenheilkd 2013; 230 - KV47
DOI: 10.1055/s-0033-1363402

Ist die „Poppers-Makulapathie“ HIV-assoziiert?

P Kaulen 1, E Welzl-Hinterkörner 2, J Hänsgen 1, C Wiemer 1
  • 1Berlin – Augenzentrum Lichterfelde West
  • 2Zürich

Die Inhalation von alkylierten Nitriten (Poppers) findet bei 5 – 10% der jüngeren Bevölkerung zur Induktion von Euphorie und sexueller Erregung Anwendung. Unter den männlichen Homosexuellen liegt der Anteil wahrscheinlich höher. Der Gebrauch wird häufig geleugnet. Visusabfall und Makulaveränderungen nach Poppers-Gebrauch sind seit 2010 in Einzelfällen publiziert worden. Wir berichten über 28 Patienten, die zwischen 2010 und 2013 mit teils bilateralem signifikantem Visusverlust nach Poppers-Gebrauch bei uns vorstellig wurden. Alle Betroffenen zeigten eine Destruktion der äußeren Photorezeptorsegmente in der Foveola, teils begleitet von subretinaler Flüssigkeit. In einigen Fällen war der Visusabfall irreversibel. Therapieversuche waren erfolglos. 28/27 Patienten waren HIV-positiv, meist unter erfolgreicher anti-retroviraler Therapie. Wir postulieren einen bislang unbekannten Cofaktor (HIV- oder HIV-Therapiebedingt), der zum Auslösen der Makulapathie vorliegen muss. Auch sind Verunreinigungen der inhalierten Substanzen als auslösendes Agens nicht auszuschließen, da die Nitrite seit vielen Jahrzehnten verbreitet sind, die Makulopathie aber erst seit 2009/2010 beobachtet wird. Unsere Beobachtung weißt die mit Abstand größte bislang publizierte Fallzahl auf. Die Tatsache, dass fast ausschließlich therapierte HIV-Patienten betroffen sind, wurde bislang übersehen.