Laryngorhinootologie 2014; 93(03): 197
DOI: 10.1055/s-0033-1364032
Gutachten + Recht
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Aus der Gutachtenpraxis: Hörverluste im Tief- und Mitteltonbereich bei Lärmschwerhörigkeit?

From the Expert’s Office: Hearing Loss of Middle and High ­Frequencies in Noise Induced Hearing Loss?
T Brusis
1   Köln
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Publication Date:
27 February 2014 (online)

Einleitung

In berufsgenossenschaftlichen oder so­zialrechtlichen Verfahren ist es häufig umstritten, ob Hörverluste im Tieftonbereich Folge beruflicher Lärmeinwirkung sind oder nicht. Es gibt Gutachter, die grundsätzlich die Auffassung vertreten, dass es sich bei einer Lärmschwerhörigkeit ausschließlich um eine Hochtonschwerhörigkeit handelt und dass Hörverluste unterhalb 1 000 Hz immer auf „außerberufliche“ Ursachen zurückzuführen sind. Andere Gutachter sind dagegen der Ansicht, dass jegliche Hörverluste im Tieftonbereich, wenn eine längere oder höhere Lärmexposition nachgewiesen ist, Folge beruflicher Lärmeinwirkung sind.

Daneben besteht aber die Möglichkeit, dass ein Lärmarbeiter an einer bifaktoriellen Schwerhörigkeit leidet – einerseits an einer Lärmschwerhörigkeit im Hochtonbereich und andererseits an einer außerberuflichen Schwerhörigkeit im Tieftonbereich. In derartigen Fällen ist zu prüfen, ob eine Abgrenzung im unfallversicherungsrechtlichen Sinne zwischen beruflicher und außerberuflicher Schwerhörigkeit möglich ist [1] (Fallbeispiele 1 und 2).