Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2014; 49(2): 77
DOI: 10.1055/s-0034-1368671
Editorial
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

(Patienten-) Zufriedenheit im Fokus

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Publication Date:
23 February 2014 (online)

Ein Mann gewinnt im Lotto, ein anderer wird in einen Unfall verwickelt und verliert ein Bein. Die unmittelbare Einschätzung von außen scheint logisch: Der Lottomillionär muss glücklich sein, während das Unfallopfer nicht allzuviel Grund dazu hat. Und das auch noch nach Jahren. So einfach ist das. Oder?

Zufriedenheit, Glück: das war schon Gegenstand vieler philosophischer und auch wirtschaftlicher Thesen. Eine Theorie ist dabei, dass es einen dem Individuum eingebauten Lebenszweck geben könnte – ähnlich dem programmierten Zelltod. Dies würde bedeuten, dass es einen „sicheren Weg“ zum Glück gäbe: z. B. je mehr Geld, desto mehr Glück. In Wahrheit geht man heute beim Glück von einem subjektiven Konstrukt aus, das von verschiedenen Faktoren beeinträchtigt wird (Leid, Schmerz, Unlust). Konkret sind das die Naturgewalten um uns, die Krankheiten in uns, sowie die Probleme aus dem Zusammensein mit unseren Mitmenschen.

Dies wird deutlich in einer bekannten und viel zitierten Studie der Universität Princeton: Die Zufriedenheit steigt in den USA mit jedem Dollar an, allerdings nur bis zu einem Jahreseinkommen von 75 000 US$ (etwa 60 000 €). Darüber hinaus nicht. Laut den Autoren der Studie, Daniel Kahneman und Angus Deaton, zählen für das menschliche Wohlbefinden v. a. Zeit mit der Familie zu verbringen, Krankheit und Schmerz zu vermeiden oder die freie Zeit zu genießen, und das kann auch mehr Geld nicht ins Lot bringen.

Doch welche Verbindung besteht zwischen dem ewigen Streben nach Glück, dem persönlichen Zufriedenheitslevel und dem Krankenhauspatient?

Natürlich sieht man als Arzt als erstes die Verbindung: Zufrieden ist ein Patient, wenn er gesundet, die OP gelingt, ein Fortschritt erkennbar ist. Und ist ein Patient sehr krank oder die Behandlung schlägt nicht an, wird er eher unzufrieden. Doch so einfach ist die Sache nicht. Michael Brinkers geht in seinem Fokus-Artikel zum Thema Patientenzufriedenheit ab S. 134 auf die Frage ein: Sind die erfolgreich therapierten Patienten die zufriedenen Patienten? Ein Thema, über das man sich im Krankenhausalltag meist keine Gedanken macht, das es jedoch wert ist, darüber Bescheid zu wissen.

Eine Studie aus dem Jahr 1978 von Brickman zu den eingangs erwähnten Lottogewinnern und Unfallopfern zeigt da z. B. einen der vielen Aspekte, die im Zusammenhang mit der Patientenzufriedenheit relevant sind: Die 22 Gewinner waren wie zu erwarten zunächst glücklich und die 29 Unfallopfer unglücklich. Doch nach einiger Zeit näherten sie sich dem Zufriedenheitslevel an, das sie vor dem Ereignis innehatten, ihrer „Baseline“. Deren genetische Komponente wurde später z. B. von Lykken (1999, 2000) diskutiert. Sicher ist nur, dass dieses Forschungsfeld nicht nur spannend, sondern auch für die Patientenversorgung von Bedeutung ist, wenn zufriedene Patienten das Ziel sind.

Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre.

Mit herzlichen Grüßen

Herausgeber

G. Geldner, Ludwigsburg

T. Hachenberg, Magdeburg

W. Koppert, Hannover

G. Marx, Aachen

N. Roewer, Würzburg

J. Scholz, Kiel

C. Spies, Berlin

H. Van Aken, Münster

H. Wulf, Marburg

K. Zacharowski, Frankfurt/Main

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B. Bein, Kiel

E. Biermann, Nürnberg

J. Biscoping, Karlsruhe

B. Böttiger, Köln

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H. Bürkle, Freiburg

B. Dirks, Ulm

V. von Dossow, München

L. Eberhart, Marburg

U. Ebmeyer, Magdeburg

M. Fischer, Göppingen

W. Gogarten, Bielefeld

J. Graf, Stuttgart

S. Grond, Detmold

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C. Kill, Marburg

U. Klein, Nordhausen

S. Kozek-Langenecker, Wien

P. Kranke, Würzburg

L. Lampl, Ulm

J. Martin, Göppingen

A. Meißner, Soest

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J. Pfeff erkorn, Stuttgart

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T. Schürholz, Aachen

U. Schwemmer, Neumarkt

T. Standl, Solingen

F. Stüber, Bern

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K. Ulsenheimer, München

T. Volk, Homburg/Saar

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