Der Klinikarzt 2014; 43(1): 9
DOI: 10.1055/s-0034-1370753
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Transfusionsmedizin: modern und allgegenwärtig

Harald Klüter
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Publication Date:
05 February 2014 (online)

Verehrte Leser, liebe Kolleginnen und Kollegen, es ist mir eine besondere Freude, Ihnen das Themenheft „Transfusionsmedizin“ vorzustellen.

Die in unseren transfusionsmedizinischen Einrichtungen tätigen Ärztinnen und Ärzte unterstützen mit den von ihnen jährlich betreuten Millionen freiwilliger Blutspender, Hunderttausender Apherese-Spender und Tausender Stammzellspender ihre klinischen Partner kontinuierlich in der Patientenbehandlung. Entlang der klinischen Schnittstellen Immunhämatologie – Hämotherapie – Immungenetik wurden die Beiträge zu diesem Themenheft ausgewählt. Die Transfusionsmedizin stellt sich darin als ein modernes interdisziplinäres Fach dar. Die Inhalte sind für viele medizinische Fachdisziplinen von täglicher Bedeutung und empfehlen sich deshalb besonders zur medizinischen Aus-, Weiter- und Fortbildung.

Die heute eingesetzten Blutpräparate, Gerinnungsfaktoren oder Immunglobuline wirken einerseits im Sinne der Krankheitsentität kausal, z. B. wenn es um ihre Substitution bei Defekt- oder Mangelerkrankungen geht, oder aber unterstützend, stabilisierend und lebenserhaltend im Rahmen einer intensivmedizinischen Behandlung. Dies zeigt sich besonders in einem fortschreitend hohen Bedarf an Blutpräparaten und damit verbundener Labordiagnostik in der operativen und intensivmedizinischen Notfallversorgung und auch in der Organtransplantation, in der Onkologie und in der Behandlung von erworbenen Erkrankungen des Blutes. Die Beiträge von Strasser und Sachs, Bakchoul und Bein beleuchten aktuelle Einsatzstrategien für die therapeutische Apherese und für die kausale immunhämatologische Diagnostik.

Die Blutspende hat in Deutschland eine jahrzehntelange gesellschaftliche Tradition. Millionen von Mitbürgern vertrauen sich regelmäßig den überregionalen und regionalen Blutspendeeinrichtungen an und leisten mit ihrer Blutspende einen für das Gesundheitswesen unersetzbaren Beitrag. Für die Kliniken und ihre Patienten stehen dadurch „rund um die Uhr“ und „rund ums Jahr“ hochwertige Blutpräparate für die medizinische Behandlung bereit. Diese nahezu selbstverständlich erscheinende Verfügbarkeit von Blutpräparaten darf nicht vergessen machen, dass hinter jeder Blutübertragung die aktive und persönliche Spendebereitschaft eines einzelnen Mitglieds unserer Gesellschaft steht.

Die altruistische Blutspende basiert auf dem Vertrauen, mit einer Blutspende konkret helfen zu können. Deshalb kommt der rationalen Indikation zur Blutübertragung eine herausragende Bedeutung zu. Klare Empfehlungen für die Anwendung von Blutpräparaten sichern den klinischen Einsatz dieser begrenzten Ressource. In ihrem Beitrag widmen sich Welte, Ebell und Janetzko der klinischen Indikation der Transfusion von Erythrozytenkonzentraten. Bei der Entscheidung zu deren Einsatz fließen immer die individuellen Umstände des Patienten mit ein. Die aus der aktuellen Literatur und den nationalen und internationalen Leitlinien zusammengetragenen Empfehlungen für einen restriktiven Einsatz von Erythrozytenkonzentraten folgen dem Primat eines rationalen Umgangs mit Blutspenden. Das Verständnis der Hämostase als eine Grundvoraussetzung für das Erkennen eines Blutungsübels und der zielgerichtete Einsatz von Gerinnungstherapeutika ist eine weitere unverzichtbare Grundlage für die Therapie mit Blutkomponenten. Diesem Thema widmet sich der Beitrag von Pötzsch und Rühl.

Dem Auftrag, die Sicherheit bei der Blutübertragung im Hinblick auf die Vermeidung möglicher Infektionen zu gewährleisten, wurde in der Vergangenheit durch die Entwicklung und Etablierung von immunhämatologischen und molekularbiologischen Methoden zur Untersuchung des gespendeten Blutes mit großem Erfolg Rechnung getragen. Der Beitrag von Lotfi et al. gibt einen aktuellen Überblick über die Sicherheit im Umgang mit Blutpräparaten.

Ich würde mich sehr freuen, wenn dieses Themenheft „Transfusionsmedizin“ auf Ihr Interesse stößt und danke allen Auto-rinnen und Autoren für ihren diesbezüglichen Beitrag.