Zeitschrift für Phytotherapie 2014; 35(01): 3
DOI: 10.1055/s-0034-1372306
Editorial
© Haug Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG

2014 – ein gutes Jahr für die Phytotherapie!

Rainer Stange

Subject Editor:
Further Information

Publication History

Publication Date:
06 March 2014 (online)

Wie jedes Jahr hat der Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde der Universität Würzburg die Arzneipflanze des Jahres gekürt – für 2014 den Spitzwegerich (s. ZPT 5/2013). Er würdigt damit dessen seit der Antike währende therapeutische Nutzung insbesondere bei Atemwegserkrankungen. Wegeriche wachsen zwar gut an Wegesrändern, was aber nur einen Teil ihrer Namensgebung erklärt. Laut dem großen Heilpflanzengelehrten Gerhard Madaus ist ein weiterer Wortanteil zu interpretieren, das althochdeutsche „rich“ gleich König. Somit würde Wegerich sinngemäß „König des Wegs“ bedeuten. Nach den Ergebnissen der Erforschung pflanzlicher Inhaltsstoffe kommt dem Spitzwegerich noch eine zusätzliche „Spitzen“stellung zu, als er die höchsten Anteile z.B. an Gerbstoffen unter den Wegerichen enthält.

Einen solchen Würdenträger, der uns im Laufe des Jahres 2014 auf den Königsweg führt, können wir gut gebrauchen! Wir wünschen uns in erster Linie mehr und bessere Praxis und Verbreitung der Phytotherapie, darüber hinaus auch mehr Forschung! Es soll dabei nicht nur immer um das liebe Thema Geld, sondern auch um neue Ideen, gute Darstellungen, mehr Kontakte zu Ärzten, Apothekern und anderen medizinischen Berufen wie der Krankenpflege gehen, die sich um die professionelle Anwendung von Phytotherapie kümmern.

Was könnte gut werden für die Phytotherapie in 2014? Unsere neue Bundesregierung sollte sich nicht nur die Energie-, sondern eine kleinere, nicht ganz so radikale Pharmawende auf die Fahnen schreiben! Im Abschnitt „Gesundheit und Pflege“ des Koalitionsvertrages steht dazu leider wenig, das meiste betrifft eher Geld und Verwaltung. Staunend lesen wir aber auch: „Zur Förderung innovativer sektorübergreifender Versorgungsformen und fürdie Versorgungsforschung wird ein Innovationsfonds geschaffen. Dafür werden 300 Mio. Euro von den Krankenkassen zur Verfügung gestellt…“. Ob die Phytotherapie hier ein Scheibchen abbekommt? Chancen beständen m.E. nur, wenn man die an Phytotherapie interessierten wissenschaftlichen Ressourcen – das sind unabhängige, i.d.R. also universitäre wie industriell gebundene – in einen Konsensus- und Antragsprozess zusammenführen könnte, um wenigsten ein Projekt durchzubringen! Eine wichtige Voraussetzung ist neuerdings gegeben: Die Gesellschaft für Phytotherapie ist seit Ende 2013 berechtigt, ihre Belange in der Arbeitsgemeinschaft Wissenschaftlich Medizinischer Fachgesellschaften (AWMF, s.a. Artikel im nächsten Heft) zu vertreten, eine langfristig in ihrer Bedeutung nicht zu überschätzende Funktion!

In der vorliegenden Ausgabe der ZPT möchten wir Sie u.a. mit den Möglichkeiten pflanzlicher Heilmittel vertraut machen, die wir der Traditionellen Chinesischen Medizin verdanken und die auf das Fortschreiten von Autoimmunerkrankungen der Niere günstigen Einfluss nehmen können (s. S. 6). Auch wenn uns bewusst ist, dass diese Erkrankungen selten sind und die angeführten Pflanzen derzeit nicht in einem nach deutschen oder EU-Standards zugelassenen Arzneimittel enthalten sind, halten wir die Ergebnisse der klinischen Forschung für so wegweisend, nahezu sensationell, dass sie künftig zu entsprechenden Entwicklungen führen sollten und vermutlich auch auf andere Autoimmunerkrankungen anwendbar sind.

Herbstzeit ist Kongresszeit. Deshalb erfahren Sie in den Heften 1 und 2 eines Jahrgangs meist auch etwas konzentrierter als sonst, was im Herbst 2013 möglicherweise ohne Ihre Anwesenheit geschehen ist. Gelegenheit, Ihre Kongressbesuche 2014 zu planen? Für die Phytotherapie bieten sich genügend Möglichkeiten (s. z.B. S. 29 und 30)!