Rofo 2014; 186 - WI_PO45
DOI: 10.1055/s-0034-1373606

Strahlenexposition von Patienten bei der CT-Koronarangiografie: Ergebnisse einer aktuellen bundesweiten Erhebung

A Schegerer 1, HD Nagel 2, G Stamm 3, G Adam 4, G Brix 1
  • 1Bundesamt für Strahlenschutz, Fachbereich Strahlenschutz und Gesundheit, Neuherberg
  • 2Fa. Sascrad, Buchholz
  • 3Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Medizinische Hochschule, Hannover
  • 4Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Zentrum für Radiologie und Endoskopie, Hamburg

Ziel dieser Studie war es, repräsentative Dosiswerte zu ermitteln, die aktuell in der klinischen Praxis bei der CT-Koronarangiografie (CTA) appliziert werden.

Basierend auf einer 2012/13 durchgeführten bundesweiten Erhebung zur CT-Expositionspraxis wurden u.a. die relevanten Dosisparameter (CT-Dosisindex, CTDIvol; Dosislängenprodukt, DLP) für anwenderspezifische CTA-Protokolle erfasst. Hierbei wurde zwischen Protokollen mit prospektiver EKG-Triggerung (pCTA) und retrospektivem Gating (rCTA) unterschieden. Aus den erhobenen Dosisparametern wurde die effektive Dosis (Deff) nach ICRP-60 mit der Software CT-Expo (v2.2) abgeschätzt.

Insgesamt wurden 47 pCTA- und 54 rCTA-Protokolle ausgewertet (ohne Bypass-Scans). Für die pCTA und die rCTA wurden CTDIvol- und DLP-Werte (Medianwert, 25./75. Quartile) von 15,9 (8,6/31,6) mGy und 305 (140/587) mGy cm bzw. 29,7 (21,5/44,4) mGy und 559 (324/783) mGy cm ermittelt. Daraus ergaben sich Deff-Werte von 5,4 (2,5/10,5) mSv für die pCTA bzw. 10,0 (5,8/14,0) mSv für die rCTA. Die Unterschiede zwischen pCTA und rCTA waren für alle drei Größen statistisch signifikant (p < 0,01).

Im Gegensatz zu den Studien von Arnoldi et al. (2009, Eur. Radiol. 19, 2147) und Horiguchi et al. (2009, Eur. Radiol. 19, 2363), bei denen jeweils für eine Röntgeneinrichtung ein Dosisreduktionspotential der pCTA von weit über 60% gegenüber der rCTA ermittelt wurde, ergab unserer Multicenter-Studie nur eine Dosisersparnis von 46%. Im Vergleich zu einer bundesweiten Erhebung aus dem Jahr 2002 (Brix et al., 2003, Eur. Radiol. 13, 1979), bei der primär rCTA-Protokolle untersucht wurden (Median: DLP = 589 mGy cm, CTDIvol = 45,6 mGy, Deff = 10,6mSv), konnte bei der rCTA der CTDIvol im Mittel um 33% gesenkt werden, wohingegen das DLP sich kaum änderte. Das bedeutet, dass es trotz technischer Innovationen zumindest bei der rCTA zu einer Erhöhung der Strahlenexposition von Patienten aufgrund größerer Scanlängen (z.T. aufgrund des Overranging-Effekts) gekommen ist.