Zeitschrift für Palliativmedizin 2014; 15 - V94
DOI: 10.1055/s-0034-1374157

What's the matter? Methodologische Zugänge zum Verstehen von Menschen mit Demenz in der Versorgungsforschung Interviews als Instrument der Rekonstruktion von Willens- und Verstehensprozessen im Forschungsprozess

B Panke-Kochinke 1
  • 1Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen, Witten, Deutschland

Erkenntnisinteresse: Interviews stellen ein klassisches Erhebungsinstrument in der Sozialforschung dar. Offene narrative Zugänge erschließen den biographischen Hintergrund für ein Bewältigungshandeln im Rahmen eines individuellen Verlaufsmusters. Sprache begründet dieses Erhebungsinstrument. Die Kommunikation mit Menschen mit Demenz zu verbessern, erhöht ihre Chance auf gesellschaftliche Teilhabe.

Methodologische Fragen: Kommunikationstheoretische Wissensbestände v.a. auch neurolinguistische Erkenntnisse bilden in Kombination mit einem performativen Sprachverständnis die theoretischen Grundlagen für die Beantwortung der Frage, wie man das Problem lösen kann, dass Menschen mit Demenz im Verlauf ihrer Erkrankung zunehmend weniger in der Lage sind, sich aufgrund kognitiver Beeinträchtigungen ihrer Sprache zu bedienen.

Methodische Fragen: Menschen mit Demenz zu interviewen, erfordert eine Konfrontation mit der bisher eingeschränkten, weil nur begrenzt erforschten Anwendungsmöglichkeit von Sprache, um Denkprozesse mitzuteilen und angemessen interpretieren zu können. Inwieweit müssen Interviewverfahren als Erhebungs- und Auswertungsinstrument diesem Tatbestand angepasst werden?

Potentiale/Herausforderungen: Methodische Verfahren von Interviewdurchführung und -auswertung, die es ermöglichen, das krankheitsbedingte Muster der kognitiven Beeinträchtigung von Menschen mit Demenz in angemessener Weise als ein Strukturmuster im Kommunikationsprozess zu erfassen, bieten auch die Chance, Ressourcen der sprachlichen Bewältigung zu erschließen.

Wenn es um die Frage geht, wie man die Ressourcen von Menschen mit Demenz in der Versorgung passgenauer als bisher geschehen berücksichtigen kann, dann bilden diese Erkenntnisse Voraussetzungen für eine grundlagenorientierte Entwicklung von Interventionen. Anschlussstellen für quantitativ ausgerichtete Forschungsansätze, die auf eine Instrumentenentwicklung zielen, müssen entwickelt werden.