Zeitschrift für Palliativmedizin 2014; 15 - V96
DOI: 10.1055/s-0034-1374159

Inanspruchnahme und Ergebnisse eines Hautkrebsscreenings in der Altersgruppe der 14 bis 34-Jährigen

J Schmitt 1, G Sebastian 2, K Meisel 1
  • 1Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung, Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus, TU Dresden, Dresden, Deutschland
  • 2Marcolini Praxisklinik Dresden, Dresden, Deutschland

Hintergrund: Das GKV-Hautkrebs-Screening wird für Versicherte ab 35 Jahre angeboten. Etwa 15% der Melanome treten vor dem 35. Lebensjahr auf. Die AOK PLUS bietet für die Altersgruppe der 14 bis 34-Jährigen ein rein dermatologisch getragenes Hautkrebsscreening (HKS) an.

Methodik: Die Inanspruchnahme und Ergebnisse des HKS für Jugendliche und junge Erwachsene wurde anhand anonymisierter ärztlicher und histopathologischer Dokumentationsbögen sächsischer Versicherter aus dem Jahr 2011 untersucht. Als Expositionsvariablen gingen Alter, Geschlecht, anamnestische Angaben zu Lichtschutzverhalten und Lichtempfindlichkeit sowie klinische Befunde (Anzahl gewöhnlicher/dysplastischer Nävi) in die Analyse ein. Zielkriterien waren (1) erfolgte Hautexzision im Rahmen des HKS und (2) Diagnose eines histologisch gesicherten Melanoms.

Ergebnisse: Insgesamt nahmen 4,6% der 14 – 34-jährigen Versicherten (n = 19.874; 61,5% weiblich) das HKS in Anspruch. Bei 1.775 Teilnehmern (8,9%) erfolgte mindestens eine Exzision. Die Wahrscheinlichkeit einer Exzision stieg mit dem Lichtschutzverhalten, mit der berichteten Anzahl an Sonnenbränden, mit der Anzahl an Nävi und war unabhängig von Geschlecht und Hauttyp (Lichtempfindlichkeit). Bei 2 Screeningteilnehmern wurde ein invasives Melanom, bei 7 Personen ein Melanoma in situ histologisch verifiziert. Damit lag die Melanominzidenz unter den Screeningteilnehmern mit 45 pro 100.000 Personenjahre deutlich über der erwarteten Inzidenz (10 – 15 pro 100.000 Personenjahre).

Fazit: Die hohe Melanominzidenz unter den Screeningteilnehmern verbunden mit mehrheitlich in-situ Melanomen legt eine hohe Effektivität des HKS mit Vorverlegung des Diagnosezeitpunktes in der Altersgruppe der 14 – 34-Jährigen nahe. Insgesamt wurde das Screeningangebot von einer Minderheit der Versicherten in Anspruch genommen und es bleibt unklar, inwieweit eine Selbstselektion von Patienten mit auffälligen Pigmentmalen stattgefunden hat.