Zeitschrift für Palliativmedizin 2014; 15 - V126
DOI: 10.1055/s-0034-1374189

Trauerbegleitung von Eltern nach dem Tod ihres frühgeborenen Kindes in der Neonatologie

I Rehfeldt 1, I Thierfelder 1
  • 1Charite – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Medizin-, Pflegepädagogik und Pflegewissenschaft, Berlin, Deutschland

In Deutschland kommen 9,2% aller Kinder zu früh auf die Welt, 34,6% von ihnen versterben (European Foundation for the care of newborn infants – EFCNI 2012 u. 2007). Diese Frühtodsituation stellt Eltern als auch professionelle Akteure in der Neonatologie vor besondere Herausforderungen. Um dieser Krisensituation besser begegnen zu können, wurde bereits 1994 in der Klinik für Neonatologie/Charité aus der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege eine Initiative gestartet, die es sich zum Ziel gesetzt hat, Eltern perinatal verstorbener Kinder edukativ beizustehen und in ihrer Trauer zu begleiten.

Ziel der explorativen Studie war es, die Bedürfnisse von Eltern nach dem perinatalen Verlust ihres frühgeborenen Kindes auf der neonatologischen Intensivstation aus der Sicht der Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerinnen als professionellen Akteuren zu erheben.

Zur Beantwortung der Fragestellung wurden sechs leitfadengestützte Experteninterviews mit in der Neonatologie der Charité – Universitätsmedizin Berlin langjährig tätigen Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerinnen durchgeführt. Die erhobenen Daten wurden vollständig transkribiert und mittels Qualitativer Inhaltsanalyse nach Mayring ausgewertet.

Die Ergebnisse zeigen eine differenzierte Bedürfnislage der Eltern, die sich zu fünf Themenschwerpunkten fokussieren lässt: „Vermeiden/Schutz“, „Emotionen ausdrücken“, „Soziale Unterstützung“, Bindung zum Kind“ und „Verstehen und Sinn geben“. Die Ergebnisse unterstreichen zudem die hohe Bedeutung orientierender und emotional unterstützender pflegerischer Trauerbegleitung der Eltern und ihrer Angehörigen im unmittelbaren perimortalen Zeitraum in der Neonatologie. Aus den identifizierten Unterstützungsbedürfnissen lassen sich vier unterstützende Rahmenfaktoren von Trauerbegleitung (empathische Haltung seitens der professionellen Akteure, Zeit zum Erzählen, ein geschützter Raum für Emotionen und die Möglichkeit der Berührung des verstorbenen Kindes) ableiten.