Zeitschrift für Palliativmedizin 2014; 15 - V134
DOI: 10.1055/s-0034-1374197

Versorgungsaufwand (VA) der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV) in Abhängigkeit von Patienten- und Erkrankungscharakteristika

A Gellert 1, E Gaser 1, W Meissner 1, U Wedding 1
  • 1Universitätsklinikum Jena, Palliativmedizin, Jena, Deutschland

Fragestellung: Der VA im Rahmen der SAPV variiert erheblich. Unklar ist, welche Faktoren den VA bestimmen. Wir analysierten die Assoziation von Patienten- und Erkrankungscharakteristika mit dem VA von Patienten des SAPV-Teams des Universitätsklinikums Jena (UKJ).

Methodik: Es wurden Patienten, die vom 01.03.2007 bis 31.12.2009 in die Betreuung eingeschlossen wurden, bezüglich Alter, Geschlecht, Hauptdiagnose, Symptome, Sterbeort sowie Daten zum VA wie Betreuungsdauer (BD), Anzahl der Hausbesuche (HB), der Telefonate (T) in der Regelarbeitszeit (RA) und in der Rufbereitschaft (RB) und Betreuungsintensitäten (BI), d.h. die Zahl der HB bzw. T bezogen auf die BD analysiert.

Ergebnis: 215 Patienten-, mittleres Alter 69,5 Jahre, Anteil der Tumorpatienten 93%. Die häufigsten mittel bis stark ausgeprägten Symptome zu Beginn der SAPV waren: Schwäche (87%), Hilfsbedürftigkeit bei den Aktivitäten des täglichen Lebens (ADL) (70%) und Müdigkeit (64%). 62% der Patienten verstarben zu Hause (91) bzw. im Pflegeheim (42). Die mittlere bzw. mediane BD betrug 47 bzw. 27 Tage. Während der RA erfolgten pro Patient drei HB und 12 T. In der RB waren es zwei HB und vier T. Das Vorliegen von mittel bis stark ausgeprägter Schwäche, Hilfsbedürftigkeit bei ADL oder Verwirrtheit war mit einer signifikant niedrigeren BD, das Vorliegen einer mittleren bis starken Überforderung der Angehörigen mit einer signifikant höheren Anzahl an HB während der RA assoziiert. Patienten, die im häuslichen Umfeld verstarben, wiesen eine signifikant kürzere BD, aber eine höhere Anzahl an HB bezogen auf die BD (BI in RA und RB) auf als Patienten, die nicht im häuslichen Umfeld verstarben. Die BI ist bei kurzer Betreuungsdauer höher.

Schlussfolgerung: Einzelne Patienten- und Erkrankungscharakteristika geben Hinweise auf den zu erwartenden VA. Für Patienten mit hoher Angehörigenbelastung ergibt sich ein höherer VA. Patienten mit kurzer BD haben eine höhere BI und sterben häufiger zu Hause oder im Pflegeheim.