Zeitschrift für Palliativmedizin 2014; 15 - V155
DOI: 10.1055/s-0034-1374218

Imaginationsverfahren in der Begleitung hochbetagter Menschen

LS Kindermann 1, 2, 3, V Leve 4, L Reddemann 2
  • 1Psychotherapeutische Praxis, Taunusstein, Deutschland
  • 2Institut für Psychologie der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, Klagenfurt, Österreich
  • 3Institut für kognitive Verhaltenstherapie Hessen, Wiesbaden, Deutschland
  • 4Institut für Allgemeinmedizin, Medizinische Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf, Deutschland

Fragestellung: Ziel der psychotherapeutisch-ressourcenorientierten Arbeit mit Älteren und Hochaltrigen ist es, diese auf den Umgang mit altersbedingten Veränderungen wie dem Eintritt von Pflegebedürftigkeit, zunehmendem Schmerzerleben oder Verlusterfahrungen vorzubereiten. Imaginative Verfahren haben sich in der psychotherapeutischen Arbeit als wirksam zur Aktivierung individueller Ressourcen im Umgang mit Krisensituationen erwiesen. Im Rahmen der Studie wurde der Frage nachgegangen, ob und in welcher Form imaginative Übungen auch älteren Menschen einen Zugang zu ihren Ressourcen bieten können.

Methodik: In die einzelfallorientierte Interventionsstudie wurden 15 hochbetagte Personen einbezogen. Als Intervention wurden je nach den Bedürfnissen der Teilnehmenden die „Übung des inneren sicheren Ortes“, die „Baumübung“, die „Übung Gepäck ablegen“ und die „Tresorübung“ (Reddemann 2010) genutzt und weiterentwickelt. Der individuelle Umgang mit der Übung sowie Effekte auf die Befindlichkeit wurden mittels teilstandardisierter Interviews erfasst.

Ergebnis: Es konnte bestätigt werden, dass durch imaginative Übung der Zugang zu Assoziationen, Gedanken und Gefühlen ermöglicht wurde, die stabilisierend auf die hochaltrigen Teilnehmenden wirkten. Es zeigten sich positive Effekte auf das akute Schmerzerleben sowie auf die Verbesserung der emotionalen Befindlichkeit. Hilfreich erwiesen sich die Übungen zur Auseinandersetzung mit den folgenden Themen: Intensive Schmerzen, Einsamkeit, mangelnder Lebensmut sowie starkes Hilflosigkeitserleben.

Schlussfolgerung: Imaginative Verfahren leisten in der ressourcenorientierten Arbeit mit hochaltrigen Menschen einen Beitrag zur Stabilisierung und Entwicklung von Bewältigungsstrategien im Umgang mit altersspezifischen Veränderungen. Die Techniken werden anhand von Fallbeispielen exemplarisch dargestellt.

Literatur: Reddemann L (2010) Imagination als heilsame Kraft. Zur Behandlung von Traumafolgen mit ressourcenorientierten Verfahren. Stuttgart