Zeitschrift für Palliativmedizin 2014; 15 - PA39
DOI: 10.1055/s-0034-1374264

Palliativmedizinische Versorgung in geriatrischen Krankenhausabteilungen – haben wir ein bedarfsgerecht abgestuftes System?

F Ernst 1, N Lübke 1
  • 1Kompetenz-Centrum-Geriatrie, Hamburg, Deutschland

Die palliativmedizinische Versorgung unheilbar Kranker und Sterbender gehört schon immer zum Selbstverständnis gerade auch geriatrischer Medizin. Dieser „palliative Versorgungsansatz“ aller Fachkräfte stellt einen unverzichtbaren Bestandteil menschenwürdiger Medizin dar. Darüber hinaus fand in den letzten Jahren ein bemerkenswerter Aufbau spezialisierter palliativmedizinischer Versorgung im Krankenhaus statt und hat in der Geriatrie, trotz ihrem generalistischen Fachverständnis zu einer Binnendifferenzierung in hierfür spezialisierte Unterabteilungen geführt. Die Abbildung komplexer palliativmedizinischer Leistungen im Krankenhaus erfolgt überwiegend durch die OPS-Kodes 8 – 982* und 8 – 98e* mit wochenweise gestaffelten Zusatzentgelten. Nicht bei jeder Krankenhausbehandlung von Patienten mit einer unheilbaren Erkrankung ist eine multiprofessionelle und interdisziplinäre palliativmedizinische Komplexbehandlung gemäß den Leistungsanforderungen dieser OPS-Kodes notwendig. Während im ambulanten Sektor mit der SAPV-Richtlinie zumindest die Zielgruppe einer spezialisierten Versorgung definiert ist, bleibt die bedarfsgerechte Zuordnung zu einer erkennbar notwendigen multiprofessionellen palliativmedizinischen Versorgung im Krankenhaus derzeit vergleichsweise unklar. Zudem unterscheiden sich die beiden Komplexkodes lediglich in ihren Struktur- und Prozessanforderungen, kaum jedoch im Hinblick auf ihren therapeutischen Umfang und leisten insofern keinen zusätzlichen Beitrag zu einem bedarfsgerechten und abgestuften Leistungsgeschehen. Für die sozialmedizinische Einzelfallbegutachtung nach §275 SGB V benötigen die ärztlichen Gutachter der Medizinischen Dienste neben einer palliativmedizinischen Wissensbasis fachlich begründete Allokationskriterien in einem abgestuften palliativmedizinischen Leistungsgeschehen. Der vorliegende Beitrag reflektiert die offenen Fragen palliativmedizinischer Versorgung in (geriatrischen) Krankenhausabteilungen aus Sicht der Sozialmedizin.