Zeitschrift für Palliativmedizin 2014; 15 - PB91
DOI: 10.1055/s-0034-1374298

Symptom- und Problemcluster bei Tumor- und Nichttumorpatienten in der Palliativmedizin – Gibt es einen Unterschied?

S Stiel 1, DMK Matthies 1, D Seuß 2, D Walsh 3, G Lindena 4, C Ostgathe 1
  • 1Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Palliativmedizinische Abteilung, Comprehensive Cancer Center CCC Erlangen-EMN, Universitätsklinikum, Erlangen, Deutschland
  • 2Universität Bamberg, Kognitive Systeme, Angewandte Informatik, Bamberg, Deutschland
  • 3Cleveland Clinic Taussig Cancer Center, The Harry R. Horvitz Center for Palliative Medicine, Cleveland, Vereinigte Staaten von Amerika
  • 4CLARA Klinische Forschung Clinical Analysis, Research and Application, Kleinmachnow, Deutschland

Hintergrund: Neben einzelnen Symptomen können auch systematische Gruppen von Symptomen, sogenannte Cluster, bei Patienten identifiziert und analysiert werden. Angesichts der steigenden Anzahl von Patienten mit Nichttumor-Erkrankungen in der Palliativversorgung wird hier folgende Frage untersucht: Inwiefern unterscheiden sich Symptomcluster von Patienten mit Nichttumor- (NT) versus Tumorerkrankungen (T).

Methoden: Mit Daten der palliativstationären Patienten aus der Hospiz- und Palliativerhebung (HOPE) aus den Jahren 2007 – 2011 werden mittels einer agglomerativen, hierarchischen Clusteranalyse 16 Probleme und Symptome miteinander in Beziehung gesetzt, um damit den Vergleich zwischen T versus NT ziehen zu können. Ein Cluster wird bei einem Abstand < 0,25 bei einer möglichen Weite zwischen 0 und 1 definiert.

Ergebnisse: Insgesamt konnten Datensätze von 6741 Patienten analysiert werden. Es werden 5 Cluster bei NT identifiziert: (1) Übelkeit und Erbrechen (d = 0,000), (2) Angst, Anspannung und Depressivität (d = 0,166), (3) Probleme mit Organisation der Versorgung und Überforderung der Familie (d = 0,187), (4) Schwäche und Hilfebedarf bei ATL (d = 0,139) sowie (5) Müdigkeit und Appetitmangel (d = 0,182). Folgende 5 Cluster werden bei T identifiziert: (1) Übelkeit und Erbrechen (d = 0,000), (2) Angst, Anspannung und Depressivität (d = 0,125), (3) Pflegeprobleme durch Wunden und Desorientiertheit/Verwirrtheit (d = 0,229), (4) Probleme mit Organisation der Versorgung und Überforderung der Familie (d = 0,202), sowie (5) Schwäche, Müdigkeit, Hilfebedarf bei ATL und Appetitmangel (d = 0,207).

Schlussfolgerungen: Die Analyse von Clustern kann helfen, Symptom- und Problemstellungen zu erkennen und infolge dessen gezielter zu behandeln. Zwischen T und NT konnten in den Clustern keine wesentlichen Unterschiede identifiziert werden. Dies kann darauf hindeuten, dass die Symptome tatsächlich gleich gruppiert sind oder HOPE nicht ausreichend sensibel für spezifische Symptome der einzelnen Erkrankungsgruppen ist.