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DOI: 10.1055/s-0034-1374310
Ethikberatung für die ambulante Versorgung – eine qualitative Pilotstudie
Einleitung: Bereits 2008 wurde auf dem 111. deutschen Ärztetag die Forderung an die Bundesärztekammer und Landeskammern herangetragen, geeignete Grundlagen für eine ambulante Ethikberatung zu etablieren. Bis jetzt gibt es kaum Formen der ambulanten Ethikberatung und es ist wenig darüber bekannt, welche ethischen Konflikte in der ambulanten Versorgung entstehen. Anhand von Fokusgruppen sollte herausgefunden werden (1) welche ethischen Konflikte in der ambulanten Versorgung auftreten, (2) wie diesen begegnet wird und (3) welche Formen der Unterstützung gewünscht sind.
Methode: Wir führten sechs Fokusgruppen mit Hausärzten, ambulanten Pflegekräften und pflegenden Angehörigen durch. Insgesamt nahmen 10 Hausärzte, 14 ambulante Pflegekräfte und 15 Angehörige an den Fokusgruppen teil. Die Auswertung orientierte sich an dem Verfahren der „focus group illustration map“ nach Pelz.
Ergebnisse: Die erlebten ethischen Konflikte unterschieden sich in den verschiedenen Personengruppen erheblich. Die Hausärzte sahen ethische Konflikte vor allem im diagnostischen und therapeutischen Vorgehen, während ambulante Pflegekräfte und pflegende Angehörige vor allem Konflikte in der Kommunikation und Ressourcenmanagement erlebten. Die meisten Teilnehmer hätten eine Unterstützung in etlichen Konfliktsituationen als hilfreich empfunden. Als Formen der Unterstützung wurden unter anderem genannt: Ad-Hoc Kommissionen zur Begleitung von Entscheidungsprozessen, telefonische Beratung sowie ein „Runder Tisch“. Es wurde außerdem ein regelmäßiger interprofessioneller Austausch gewünscht.
Schlussfolgerungen: Angebote einer unabhängigen ambulanten Ethikberatung sind dringend und zeitnah erforderlich. Diese sollten den unterschiedlichen Professionen der ambulanten Versorgung und Laien im gleichen Maße zugänglich sein. Neben einer fachgerechten Beratung sollten sie die Möglichkeit eines offenen Austausches bieten und damit auch den unterschiedlichen Bedürfnissen und Konflikterfahrungen gerecht werden.