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DOI: 10.1055/s-0034-1374313
Umgang mit Todeswünschen in der spezialisierten Palliativversorgung: Umgangsformen und deren Hauptfunktionen
Ziel: Ziel des Projekts war die Erfassung und Zusammenstellung der Umgangsformen von Professionellen der Palliativversorgung auf Todeswünsche von Patienten sowie die Rekonstruktion des impliziten Erfahrungswissens.
Methodik: Es wurden narrative Interviews durchgeführt mit Mitarbeitern der spezialisierten Palliativversorgung, die gemäß theoretical sampling ausgewählt wurden. Die explizit und implizit genannten Reaktionen wurden systematisch zusammengestellt und deren Funktionen herausgearbeitet, die sie in der Interaktion speziell zum Umgang mit dem geäußerten Todeswunsch übernehmen.
Ergebnisse: Mit 19 in der spezialisierten Palliativmedizin erfahrenen Mitarbeitern (6 Pflegende, 8 Ärzte, 5 Mitarbeiter der psycho-sozial-spirituellen Berufe) multiprofessioneller Teams an vier deutschen Unikliniken wurden narrative Interviews geführt und ausgewertet. Die Umgangsformen konnten in berufsgruppenübergreifende und berufsgruppenspezifische differenziert werden. Zudem konnten sechs Hauptfunktionen identifiziert werden: Für den Patienten soll v.a. Entlastung sowie Beeinflussung des Todeszeitpunktes erreicht werden (z.B. Beendigung lebenserhaltender Maßnahmen), für den Mitarbeiter selbst Professionalität und Selbstschutz. Bezüglich der Interaktion steht insbesondere die Etablierung von Beziehung sowie Aushandlung zu Erwartungen im Vordergrund.
Schlussfolgerung: Da unabhängig von der Profession der Beziehungsaufbau zum Patienten zentral ist, benötigen Professionelle zu ihrer Gestaltung eine sehr gute Regulations- und Kommunikationsfähigkeit. Für Professionelle sollte daher ein Leitfaden sowie eine Schulung zum Umgang mit Todeswünschen auch für die eigene Resilienz ausgearbeitet und angeboten werden. Empfehlenswert hierzu gilt: Der Austausch identifizierter Umgangsformen, die Vorbeugung von Belastungsrisiken, die Reflexion des eigenen Standpunktes bezüglich rechtlicher, ethischer und kultureller Rahmenbedingungen, Umgang mit Ambivalenzen sowie palliative Sedierung.