Zeitschrift für Palliativmedizin 2014; 15 - PB121
DOI: 10.1055/s-0034-1374328

What's the matter? Methodologische Zugänge zum Verstehen von Menschen mit Demenz in der Versorgungsforschung Videografie als Instrument der ethnographischen Mikroanalyse bei Menschen mit schwerer Demenz

B Döttlinger 1
  • 1Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen, Witten, Deutschland

Erkenntnisinteresse: Ethnographische und mikroanalytisch angelegte Gestikforschung fragt danach, wie sich die nonverbale Interaktionsbeziehung von Pflegenden und Menschen mit schwerer Demenz in Kommunikationssituationen gestaltet.

Erkenntnisse über spezifische Merkmale dieser Art der nonverbalen Kommunikation bilden eine zentrale Grundlage, um die Selbstbestimmung von Menschen mit Demenz auch zu fördern, wenn diese sich nur noch bedingt verbal äußern können.

Methodologie: Ein rekonstruktiv-praxeologischer Forschungsansatz ermöglicht einen kontrollierten Zugang zu den Bereichen der individuellen Handlungsorientierung, die sich im Feld des atheoretischen und inkorporierten Wissens bewegt. Erfasst werden können gelingende Muster der gestischen Kommunikation. Die Frage der Übertragbarkeit der gewonnenen Erkenntnisse kann im Rahmen eines Fallvergleiches angedacht werden.

Methode: Einen kontrollierten Zugang zu zentralen Bereichen des gestisch-kommunikativen Handelns zwischen Menschen mit Demenz in einem späten Stadium und Pflegenden zu gewinnen, setzt die Wahl eines hinreichend passgenauen Auswertungsmethode voraus. Die Dokumentarische Methode nach Bohnsack bietet einen geeigneten Zugang dafür. Diese Methode ist bisher allerdings nur in geringem Umfang auf diese Art von Material angewendet worden.

Potentiale/Herausforderungen: Methodische Verfahren mikroanalytischer Gestikforschung ermöglichen es, inkorporierte Handlungsroutinen in der Interaktion mit Menschen mit schwerer Demenz zu rekonstruieren, zu verstehen und in ihren Verlaufsmustern zu entschlüsseln. Sie zeigen aus handlungspraktischer Sicht auf, welche Chancen und Möglichkeiten eine gelingende Kommunikation zwischen Pflegenden und Menschen mit Demenz vorhanden sind, damit ein kommunikativer Austausch stattfinden kann, auch wenn Worte ihre Bedeutung verloren haben. Sie bilden so auch eine Grundlage, um forschungsbasierte Lernkonzepte für den pflegerischen Umgang mit genau dieser Personengruppe zu entwickeln.