Zeitschrift für Palliativmedizin 2014; 15 - PB139
DOI: 10.1055/s-0034-1374346

Effekte von Advance Care Planning bei an Krebs erkrankten Patienten. Ergebnisse einer systematischen Übersichtsarbeit (für die Deutsche Leitliniengruppe S3-Palliativmedizin)

J Schildmann 1, C Bausewein 2, T Krones 3, A Simon 4, S Simon 5, R Voltz 5, M Weber 6, J Weis 7, J in der Schmitten 8
  • 1Ruhr Universität Bochum, Institut für Medizinische Ethik und Geschichte der Medizin, NRW-Nachwuchsforschergruppe 'Medizinethik am Lebensende: Norm und Empirie', Bochum, Deutschland
  • 2LMU München, Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin, München, Deutschland
  • 3Klinische Ethik Universitätsspital/Universität Zürich, Zürich, Schweiz
  • 4Akademie für Ethik in der Medizin, Göttingen, Deutschland
  • 5Zentrum für Palliativmedizin, Uniklinik Köln, Köln, Deutschland
  • 6Interdisziplinäre Einrichtung für Palliativmedizin, III. Med. Klinik, Universitätsmedizin Mainz, Mainz, Deutschland
  • 7Klinik für Tumorbiologie an der Universität Freiburg, Freiburg, Deutschland
  • 8Institut für Allgemeinmedizin, Medizinische Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf, Deutschland

Fragestellung: Advance Care Planning (ACP) beschreibt idealtypisch einen systematischen, interprofessionell begleiteten Kommunikations- und Implementierungsprozess zur gesundheitlichen Vorausplanung zwischen Patienten, Angehörigen und relevanten an der Behandlung des Patienten beteiligten Personen. Gegenstand dieser Arbeit ist die Beurteilung der Effektivität von ACP bei an Krebs erkrankten Patienten

Methodik: Systematische Übersichtsarbeit im Rahmen der S 3 Leitlinie Palliativmedizin bei Patienten mit Krebserkrankungen im Rahmen des Leitlinienprogramms Onkologie. Literaturrecherche am 4. Juni 2013 in MEDLINE, EMBASE, PsycINFO und Cochrane Library. Einschlusskriterien waren neben Krebserkrankung, die Durchführung von ACP im Sinne einer professionellen Gesprächsbegleitung über die gesundheitliche Vorausplanung, eine Kontrollgruppe ohne ACP sowie die Messung patientenorientierter Outcomes. Nach Deduplikation wurden die Abstracts von wenigstens zwei Wissenschaftlern unabhängig ausgewertet.

Ergebnis: Aus 572 Treffern wurden 11 relevante Studien (4 Studien mit Evidengrad I, 7 Studien mit Evidenzgrad II nach SIGN Klassifikation) mit insgesamt 4060 Patienten eingeschlossen. ACP war häufig Teil einer komplexen Intervention und vielfach nicht im Detail definiert. Die Ergebnisse der ausgewerteten Studien zeigen, dass ACP mit verbessertem psychischen Befinden, verbesserten Lebensqualität, weniger unerfülltem Informationsbedarf, einer höheren Chance Präferenz orientierter medizinischer Versorgung, weniger intensiven medizinischen Maßnahmen in der letzten Lebensphase sowie besseren Kenntnissen hinsichtlich der Erfolgswahrscheinlichkeit von Wiederbelebungsmaßnahmen assoziiert ist.

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass ACP positive Effekte bei an Krebs erkrankten Patienten hat. Es erweist sich als schwierig, ACP exakt zu operationalisieren. Es besteht Bedarf an hochwertigen prospektiven kontrollierten Studien zur Verbesserung der Evidenzlage.