Zeitschrift für Palliativmedizin 2014; 15 - PB148
DOI: 10.1055/s-0034-1374355

Subkutane Medikamentenapplikation in der Palliativmedizin

S Stiel 1, L Bartz 1, C Klein 1, A Seifert 2, I Herget 1, C Ostgathe 1
  • 1Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Palliativmedizinische Abteilung, Comprehensive Cancer Center CCC Erlangen-EMN, Universitätsklinikum Erlangen, Erlangen, Deutschland
  • 2Leuphana Universität Lüneburg, Professur für Quantitative Methoden, Innovations-Inkubator, Lüneburg, Deutschland

Hintergrund: Für Patienten in der Palliativversorgung ist die Sicherstellung der Medikamentengabe zur Symptomlinderung ein wesentlicher Faktor zum Erhalt der Lebensqualität. Vielfach wird, z.B. wenn eine orale Gabe nicht möglich ist, als wenig invasives Verfahren die subkutane Applikation gewählt. Die wissenschaftliche Evidenz zu dieser Applikationsform ist jedoch unzureichend. Diese Studie untersucht die Behandlungspraxis mit Fokus auf lokale Reaktionen und Komplikationen um eine evidenzbasierte Empfehlung für die subkutane Medikamentenapplikation zu entwickeln.

Methoden: Über einen Zeitraum von 14 Monaten wurden verwendete Kanülen, verabreichte Präparate und Kombinationen jeweils mit Dosierung und Flüssigkeitsvolumen dokumentiert. Zusätzlich wurde die objektive Behandlerbeobachtung und das subjektive Empfinden der Patienten bei der Verabreichung notiert.

Ergebnisse: In dieser Studie konnten 120 Patienten mit insgesamt 3957 subkutanen Medikamentengaben eingeschlossen werden. Die Nadeln lagen mehrheitlich in den Bereichen Oberschenkel (38,7%) und Oberarm (28,8%). Die häufigsten Medikamente waren Hydromorphon (59%), Haloperidol (12,3%) und Midazolam (8,3%). Ursache für das Ziehen von Nadeln waren der Tod des Patienten (32,5%) bzw. pflegerische Routine (30%). Komplikationen wurden bei 49 (20,2%) aller Nadeln beobachtet; am häufigsten drei bis vier Tage, nachdem die Nadel gelegt wurde. Diese traten signifikant häufiger bei aktiven Patienten und bei Patienten, die verlegt oder entlassen wurden, auf. Die häufigsten lokalen Reaktionen waren Rötungen (36,4%), blutiger Rücklauf (13,6%) und Schmerzen an der Einstichstelle (12,1%).

Schlussfolgerungen: Die Studie zeigt, dass die subkutane Gabe von Medikamenten eine vielfältig anwendbare Methode ist, die einen sicheren Applikationsweg ermöglicht und für Patienten wenig belastend ist. Gleichwohl ist diese Behandlungspraxis nicht komplikationsfrei und benötigt adäquate Pflege- und Routinestandards.