Zeitschrift für Palliativmedizin 2014; 15 - PB157
DOI: 10.1055/s-0034-1374364

Thanatophobie als Hürde in der studentischen Ausbildung? Quantitativ-empirische Untersuchung zum palliativmedizinischen Vorbereitungsgrad

S Heintz 1, T Pastrana 1, S Mason 2, F Elsner 1
  • 1Klinik für Palliativmedizin, Uniklinik RWTH Aachen, Aachen, Deutschland
  • 2Marie Curie Palliative Care Institute Liverpool, Research and Development Lead, Liverpool, Vereinigtes Königreich

Hintergrund: Ärzte jedweder Fachrichtung sehen sich in ihren ersten Berufsjahren Patienten mit unheilbaren, fortgeschrittenen oder fortschreitenden Krankheiten konfrontiert. Bisherige Lehrkonzepte und Ausbildung in Palliativmedizin (PM) zeigen eine starke Variabilität. Dementsprechend starten neu qualifizierte Ärzte mit unterschiedlichen Fähigkeiten, Wissensniveaus und Einstellungen für die palliative Versorgung in ihre Berufspraxis. Ziel dieser Studie ist es, den Vorbereitungsgrad in PM von Assistenzärzten im Universitätsklinikum Aachen (UKA) zu untersuchen.

Methode: Im Juni 2013 wurden 58 Assistenzärzte des UKA im ersten Berufsjahr befragt. Mithilfe zweier validierter Fragebögen (Self-Efficacy in Palliative Care Scale, SEPC und Thanatophobia Scale, TS) sollten sie ihren palliativmedizinischen Vorbereitungsgrad selbst einschätzen. Soziodemographische und akademische Daten wurden erhoben.

Ergebnisse: Die Rücklaufquote betrug 41,4% (n = 24). Assistenzärzte hatten durchschnittlich 27 Stunden (SD 17,81) Lehre in PM. Die Hälfte der Assistenzärzte (50%) fühlt sich nicht vorbereitet in der Subskala Patientenmanagement des SEPC (Kommunikation, 42%; interdisziplinäres Arbeiten, 29%). Assistenzärzte im UKA haben eine positive Einstellung (TS) hinsichtlich der Versorgung schwer- und schwerstkranker Patienten.

Kein Zusammenhang zwischen Ausbildungsbedingungen und Vorbereitungsgrad (SEPC/TS) konnte gefunden werden.

Schlussfolgerung: Assistenzärzte des UKA fühlen sich nicht ausreichend vorbereitet in den Kerndimensionen palliativmedizinischer Praxis. Unsere Untersuchung wurde im Rahmen nationaler und europaweiter vergleichender Studien durchgeführt, welche die Effekte aktueller Lehre in PM untersuchen. Forschung zu Vorerfahrungen in PM und Arbeitsbelastungen von Assistenzärzten könnten weitere Erkenntnisse über unsere Ergebnisse liefern.