Zeitschrift für Palliativmedizin 2014; 15 - PD356
DOI: 10.1055/s-0034-1374526

Dronabinol bei schwerst-mehrfach-behinderten Kindern mit Spastik, Schmerzen und Unruhe

S Gottschling 1, S Müller 2, J Theurer 2, P Bialas 3, F Ebinger 4, 5, S Meyer 6, B Gronwald 1
  • 1Universitätsklinikum des Saarlandes, Zentrum für Palliativmedizin und Kinderschmerztherapie, Homburg, Deutschland
  • 2Universitätsklinikum des Saarlandes, Medizinische Fakultät, Homburg, Deutschland
  • 3Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie, Homburg, Deutschland
  • 4Kinderklinik, Paderborn, Deutschland
  • 5Medizinische Fakultät, Heidelberg, Deutschland
  • 6Universitätsklinikum des Saarlandes, Kinderklinik, Homburg, Deutschland

Fragestellung: Ist Dronabinol bei schwerst-mehrfach-behinderten Kindern im Hinblick auf Schmerzen, Spastik und Unruhe wirksam? Viele dieser Patienten stellen aufgrund schwer behandelbarer leidvoller Symptome eine große Herausforderung für Neuropädiater und Kinderpalliativmediziner dar.

Dronabinol ist eine interessante Alternative zu anderen medikamentösen Therapien. Leider gibt es bislang keine kontrollierten klinischen Studien bei Kindern und nur wenige Einzelfallberichte. Wir präsentieren eine Fallserie mit 17 behandelten Kindern.

Methodik: 17 Kinder (Alter zwischen 6 Monaten und 17 Jahren (median 49 Monate), Gewicht zwischen 6 und 63 kg (median 17 kg)) mit Schmerzen, Unruhe und schwerer Spastik (10 Kinder mit infantiler Cerebralparese, 2 mit Leukodystrophie, 3 mit Stoffwechseldefekten und 2 Kinder mit Zustand nach hypoxisch-ischämischem Hirnschaden) wurden/werden in unserem Zentrum behandelt. 15 Kinder erhielten Baclofen (davon eines intrathekal), 9 Kinder waren zusätzlich unter Opioiden und Nonopioiden, 8 Kinder erhielten lediglich Baclofen und Nonopioide (bevorzugt Metamizol). Bei allen Kindern wurde Dronabinol in einer Dosis zwischen 0,1 mg/kg/Tag und 1,1 mg/kg/Tag eingesetzt (median 0,3 mg/kg/Tag).

Ergebnis: 16 Kinder zeigten eine klinisch relevante Schmerzreduktion (gemessen mit der FLACC-R Skala), 14 eine Reduktion der Spastik (basierend auf einer Einschätzung der Eltern mittels einer NRS-Skala von 0 – 10), sowie 12 Kinder eine Verbesserung der Unruhe und der nächtlichen Schlafstörungen. Bei 5 Kindern konnte die Opioid-Medikation im Verlauf reduziert werden, bei 2 Kindern konnte die Schmerzmedikation ganz ausgeschlichen werden. 7 der 17 Kinder leben aktuell noch und sind unter Langzeittherapie (median 3 Jahre).

Schlussfolgerung: Unsere Fallserie zeigt deutliche positive Wirkungen von Dronabinol bei Kindern in Bezug auf Schmerzen, Spastik und Unruhe/Schlafstörungen. Größere prospektive multizentrische Erhebungen wären höchst wünschenswert.