Diabetologie und Stoffwechsel 2014; 9 - P279
DOI: 10.1055/s-0034-1375136

Welche Erwartungen haben Patienten einer Hausarztpraxis bzw. eine Hochschulpoliklinik an das medizinische Personal?

H Meyer 1, N Müller 2, T Heller 2, C Kloos 2, G Wolf 3, J Römelt 1, UA Müller 2
  • 1Universität Erfurt, Lehrstuhl Ethik und Moraltheologie, Erfurt, Germany
  • 2Universitätsklinikum Jena, Endokrinologie u. Stoffwechsel; Innere Medizin III, Jena, Germany
  • 3Universitätsklinikum Jena, Innere Medizin III, Jena, Germany

Fragestellung: Mit welchen Erwartungen wenden sich religiöse und nicht-religiöse Menschen an den Arzt und an medizinisches Personal bzw. an Seelsorger und kirchliches Personal?

Methoden: 103 Patienten einer Hausarztpraxis (Alter: 56,2J., weiblich: 61,2%, Religionsgemeinschaft: 33%) und 103 Patienten einer Hochschulpoliklinik für Endokrinologie und Stoffwechselerkrankungen (Alter: 56,5J. weiblich: 57,3%, Religionsgemeinschaft 26,2%) wurden anhand eines standardisierten Fragebogens (7-Step-Likert-Skala; 6:trifft vollständig zu; 0 trifft gar nicht zu) bezüglich ihrer Erwartungen an Medizin und Religion im Juni und August 2013 befragt. Akute Erkrankungen lagen bei 23,4% (n = 48) (HA: 30%, PK: 16,7%) und dauerhafte Erkrankungen bei 70,9% (n = 146) (HA: 59,2%, PK: 82,5%) der Personen vor.

Ergebnis: Die Erwartungen an das medizinische Personal waren in allen Bereichen wie Heilung, Linderung, Hoffnung, Führung, Orientierung, Unterstützung, Trost, innerer Frieden und Rat signifikant größer als die Erwartungen an religiöse Einrichtungen bzw. Alternativmedizin. Bei Trost und inneren Frieden erhielten religiöse Einrichtungen eine stärkere Gewichtung als die Alternativmedizin, dies war aber nicht signifikant (p = 0,056 bzw. 0,069). Frauen erwarten vom medizinischen Personal mehr Trost als Männer (3,8 vs. 2,8; p = 0,000), ansonsten gab es keine geschlechtsspezifischen Unterschiede. Personen, die einer Religionsgemeinschaft angehören erwarten weniger Unterstützung von medizinischen Personal als Personen ohne religiöse Zugehörigkeit (4,48 vs. 4,92; p = 0,020) Die Erwartungen an religiöse Einrichtungen ist bei Personen, die einer Religionsgemeinschaft angehören in allen Bereichen signifikant größer. Bei Anzeichen einer Erkrankung, aber auch bei Traurigkeit und Niedergeschlagenheit gaben die meisten Personen an, einen Arzt aufzusuchen unabhängig von ihrer Religionszugehörigkeit.

Schlussfolgerung: Die Menschen erwarten unabhängig von Geschlecht und Religionszugehörigkeit vom medizinischen Personal mehr als nur die Behandlung einer Erkrankung, nämlich auch Hoffnung, Orientierung, Unterstützung, Trost und Inneren Frieden.