Z Gastroenterol 2014; 52 - P11
DOI: 10.1055/s-0034-1375995

Crackleware Ösophagus – von der Ösophagusruptur zum Plattenepithelkarzinom

HP Gröchenig 1, C Langner 2, J Tschmelitsch 3, F Siebert 1
  • 1Innere Medizin, KH Barmherzige Brüder, St. Veit/Glan, Austria
  • 2Institut für Pathologie, Uniklinik Graz, Graz, Austria
  • 3Abteilung für Chirurgie, KH Barmherzige Brüder, St. Veit/Glan, Austria

Einleitung: Der Begriff „crackleware Ösophagus“ beschreibt eine seltene

klinische Entität mit typischen nicht wegwischbaren weißlichen Belägen (Hyperkeratose) an der Schleimhautoberfläche der Speiseröhre.

Fallbericht: Vor 8 Jahren präsentierte sich erstmalig eine damals 51-jährige Patientin an unserer Abteilung aufgrund akut einsetzender epigastrischer Beschwerden nach Genuss eines Reisgerichts. Ursächlich fand sich eine ca. 6 cm lange inkomplette Ösophagusruptur bei sehr auffälliger leukoplakieartig veränderter Schleimhaut der Speiseröhre. Die Ruptur konnte konservativ mit gastroskopischem Clipverschluss behandelt werden. Probebiopsien aus den mittleren Ösophagusabschnitten zeigte eine höhergradige Hyperkeratose. Bis auf einen Nikotinkonsum von ca. 20 Zigaretten/Tag und regelmäßigen Genuss von Pfefferminzbonbons fanden sich keine weiteren Auffälligkeiten.

Eine Kollagenose konnte bei leicht erhöhten ANA und positiven ds-DNA nicht bestätigt werden. Aufgrund der ausgeprägten Leukoplakie wurde die Diagnose eines „Crackleware“ Ösophagus gestellt und die Patientin in eine endoskopische Observanz übernommen wobei die Compliance nicht optimal war.

Eine aufgrund von Dysphagie durchgeführte Verlaufsgastroskopie 12/2013 ergab makroskopisch einen weiterhin auffälligen Befund mit hyperkeratotisch veränderter Schleimhaut teilweise aber sogar oberflächliche Areale mit Schleimhautdefekt. Stufen PEs zeigten nun das Bild von hochgradigen plattenepithelialen Dysplasien mit einem oberflächlichen invasiven multifokalen Plattenepithelkarzinom.

Aufgrund des Befundes erfolgte die Durchführung einer rechtsthorakalen Ösophagusresektion mit dem histologischen Endbefund einer multifokalen plattenepithelialen Dysplasie (low und high grade) sowie einem multifokalen, früh-invasiven, niedrig-differenzierten Plattenepithelkarzinom mit maximaler Infiltration bis in die Muscularis mucosae sowie 26 tumorfreien Lymphknoten (UICC 2009 G3 PT1a(m3)N0(0/27)R0.

Diskussion: Während orale Leukoplakien bei männlichen Rauchern mit chronischem Alkoholkonsum häufig anzutreffen sind und bereits als Risikofaktor für das Entstehen von Plattenepithelkarzinomen der Mundhöhle gelten gibt es über ähnliche Veränderungen in der Speiseröhre noch wenig wissenschaftliche Evidenz. Eine kürzlich veröffentlichte Langzeitbeobachtung bei 18 Fällen (median 2,43 Jahre) mit hyperkeratotisch veränderter Speiseröhre zeigte, dass 17% an einem Plattenepithelkarzinom erkrankten, was die Bedeutung als Präkanzerose deutlich unterstreicht. Pat. mit nachgewiesenen Hyperkeratosen der Speiseröhre sollten regelmäßig endoskopisch kontrolliert werden