Z Gastroenterol 2014; 52 - P30
DOI: 10.1055/s-0034-1376014

Langzeitnachuntersuchung von ReizdarmpatientInnen nach bauchgerichteter Hypnosetherapie

B Weiskopf 1, E Ponocny-Seliger 2, S Ortmayr 1, J Peter 1, G Moser 1
  • 1Universitätsklinik für Innere Medizin III – Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie, Wien, Austria
  • 2Sigmund Freud Privatuniversität, Wien, Austria

Hintergrund: Medikamentöse Therapieansätze bei Reizdarmsyndrom sind meist symptomatisch orientiert und erzielen oft nicht die gewünschten Effekte. In einer Langzeitstudie (Moser et al, Am J Gastroenterol 2013) konnte erstmalig gezeigt werden, dass die bauch-gerichtete Hypnosetherapie (GHT) in Gruppensitzungen bei therapierefraktärem Reizdarmsyndrom hoch effektiv ist.

Fragestellung: Zeigt die Gruppen-Hypnosetherapie einen Langzeiterfolg über mehrere Jahre? Die primäre Fragestellung bezieht sich auf eine Verminderung der Reizdarmbeschwerden im täglichen Leben; die sekundäre Fragestellung auf die Verringerung der affektiven Belastung sowie Verbesserung des subjektiven Befindens und einzelner Reizdarmsymptome.

Methodik: Alle TeilnehmerInnen aus der ehemaligen Hypnosegruppe (N = 46) wurden 2013 telefonisch und postalisch nachuntersucht, folgende Fragebögen wurden erneut verwendet: Irritable Bowel Syndrome – Impact Scale (IBS-IS, höhere Werte bedeuten weniger Beschwerden), Hospital Anxiety and Depression Scale (HADS) für Angst und Depressivität, Visuelle Analogskalen (VAS) für physisches und psychisches Befinden. Die Beendigung der Hypnosesitzungen lag zu dem Nachuntersuchungszeitpunkt durchschnittlich 4,13 Jahre zurück.

Ergebnisse: 30/46 PatientInnen (65%) nahmen an der Nachuntersuchung (NU) teil. Die Reizdarmbeschwerden im täglichen Leben waren bei der NU in allen Bereichen signifikant geringer als vor der Hypnosetherapie (IBS-IS Gesamtwert: 3,53 vor GHT vs. 5,38 bei Nachuntersuchung; p < 0,001). Verglichen mit dem Therapieende, zeigt sich nochmals eine signifikante Verminderung der Reizdarrmbeschwerden (p < 0,05, ausgenommen IBS-IS Daily Activities). Der affektive Status zeigt eine signifikante Verbesserung im Vergleich zu vor der Hypnosetherapie (HADS-Depression: 6,28 vor GHT vs. 4,14 bei NU; p < 0,05, HADS-Angst: 9,69 vor GHT vs. 6,83 danach; p < 0,001). Auch das physische und psychische Befinden, sowie die einzelnen Symptome zeigten durchwegs signifikante Verbesserungen (VAS: p < 0,001 bzw. p < 0,01) im Vergleich zu vor Therapiebeginn. Der Gesamt-Therapieerfolg blieb somit über vier Jahre bestehen. Geschlecht, Reizdarmsyndrom-Typ und selbstständige Fortsetzung des Entspannungstrainings hatten keinen Einfluss auf den Behandlungserfolg.

Diskussion: Die bauchgerichtete Hypnosetherapie in Gruppensitzungen bei therapierefraktärem Reizdarmsyndrom bringt auch über vier Jahre eine signifikante Verminderung der Reizdarmbeschwerden und soll daher in gastroenterologischen Zentren angeboten werden.