Gastroenterologie up2date 2014; 10(03): 171-186
DOI: 10.1055/s-0034-1377831
Darm/Anorektum
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Zottenatrophie ohne Zöliakie

Irmtraut Koop
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Publication Date:
04 September 2014 (online)

Kernaussagen

Zöliakie

  • Der histologische Nachweis einer Zottenatrophie ist in 19 von 20 Fällen mit einer Zöliakie vergesellschaftet, sodass die Abklärung dieser Ursache immer als Erstes erfolgen muss. Voraussetzung für die Diagnose Zöliakie ist neben der Zottenatrophie Marsh 3a – c der Nachweis von tTG-IgA-Ak im Serum und der Titerabfall nach Beginn einer glutenfreien Kost.

  • Liegt nur eine Zottenatrophie ohne Antikörper vor und ist ein IgA-Mangel ausgeschlossen, ist eine seronegative Zöliakie möglich (selten, Ausschlussdiagnose). Fehlen HLA-DQ2 und -DQ8, so ist eine Zöliakie praktisch ausgeschlossen.

Differenzialdiagnose

  • Die intensivierte Anamnese gibt zahlreiche Hinweise auf mögliche andere Ursachen einer Zottenatrophie: Medikamente (Olmesartan, Immunsuppressiva), Tropenreise, Z.n Transplantation (GvHD), Radiatio, HIV.

  • Das Vorhandensein von Autoimmunerkrankungen kann Hinweis auf eine CVID oder AIE sein.

  • Entscheidend ist der Histologiebefund bzw. das Gespräch mit dem Pathologen: Verminderung der IEL (AIE), Verminderung der Plasmazellen (CVID), Kollagenvermehrung (kollagene Sprue), refraktäre Zöliakie?

  • Infektiöse Ursachen sind eher selten: Lamblien führen nach Studienlage nur in 3 – 4 % zur Zottenatrophie, HIV-Enteropathie (Ausschlussdiagnose), bakterielle Fehlbesiedlung u. U. gleichzeitig bei Zöliakie.

  • Bei (Klein-)Kindern ist die Kuhmilchallergie neben der Zöliakie die wichtigste Differenzialdiagnose.

Weiteres Vorgehen

  • Eine weiterführende (Dünndarm-)Diagnostik ist bei V. a. Komplikationen oder Zusatzdiagnosen indiziert (Lymphom, ulzerative Jejunitis, Morbus Crohn u. a.).

  • Es bleiben Fälle mit Zottenatrophie, bei denen eine Zöliakie nicht sicher ausgeschlossen (wenn HLA-DQ2 /DQ8 vorhanden) oder eine andere Diagnose nicht sicher gestellt werden kann.

  • Ein Therapieversuch mit glutenfreier Kost, ggf. mit Steroiden, kann durchgeführt werden (mit Kontrolle der Histologie).