Der Klinikarzt 2014; 43(6): 283
DOI: 10.1055/s-0034-1384299
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Sepsis – eine interdisziplinäre Herausforderung

Frank M Brunkhorst
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Publication Date:
18 June 2014 (online)

Ich freue mich, dass sich in dieser Ausgabe des klinikarzt nationale Experten zusammengefunden haben, um gesichertes aktuelles Wissen, aber auch die Defizite und Kontroversen zur Epidemiologie, Diagnostik, Therapie und den Spätfolgen der Sepsis einem breiten Leserkreis vorzustellen. Unter Federführung der Deutschen Sepsis-Gesellschaft (DSG) und in Zusammenarbeit mit einer Vielzahl von wissenschaftlich-medizinischen Fachgesellschaften wird hierzu in 2015 eine S3-Leitlinie zur „Prävention, Diagnose, Therapie und Nachsorge der Sepsis“ erscheinen.

Sepsis ist ein häufiges Schwerpunktthema in intensivmedizinischen Zeitschriften, erreicht jedoch immer noch zu wenig die gesamte Breite der Versorgung in den Krankenhäusern und der sektorenübergreifenden Versorgung.

Sepsis ist eine interdisziplinäre Herausforderung: Patienten mit Sepsis finden sich nicht nur auf Intensivstationen, sondern im gesamten Krankenhaus, von der Rettungsstelle über die Stationen der konservativen und operativen Fächer bis hin zu den nachsorgenden Gesundheitseinrichtungen, wo Klinikärzte mit den Spätfolgen bei überlebenden Patienten konfrontiert sind.

Sepsis ist ein Syndrom mit unterschiedlichen Schweregraden, unter dem sich vielfältige infektiologische Diagnosen subsummieren. Die frühzeitige Diagnose und adäquate antimikrobielle Therapie der zugrunde liegenden Infektion stellt – neben der operativen Fokussanierung – immer noch den wichtigsten Eckpfeiler der Sepsistherapie dar. Hier fehlt infektiologische Expertise: häufig wird bei der häufigsten Ursache einer Sepsis, den nosokomialen Infektionen, wertvolle Zeit verloren.

Intensivmediziner alleine können das Problem nicht lösen, hierzu ist ein interdisziplinärer und sektorenübergreifender Dialog erforderlich, die Ausgabe des klinikarzt stellt hierzu einen wichtigen Beitrag dar.

Die Zunahme der Sepsis in den industrialisierten Ländern ist unmittelbar mit dem demografischen Wandel und den Fortschritten in vielen Bereichen der Hochleistungsmedizin (z. B. Viszeral- und Unfallchirurgie, Transplantationsmedizin, Hämatologie/Onkologie und Neonatologie) verbunden. Wir können und machen immer mehr, aber nosokomiale Infektionen, Sepsis und Antibiotikaresistenz sind zunehmend der Preis hierfür.

In der vorliegenden Ausgabe des klinikarzt werden Ihnen wichtige Aspekte zur Epidemiologie, dem Stellenwert von Biomarkern und zur mikrobiologischen Diagnostik, der antimikrobiellen Therapie, dem Kreislauf- und Volumenmanagement, den Standards und Innovationen zum Beatmungsmanagement, der Diagnose und Therapie des akuten Nierenversagens und den Spätfolgen bei Überlebenden vorgestellt.

Ich wünsche allen Lesern eine in Ihrem angestrengten Klinikalltag hoffentlich fruchtbare Weiterbildung. Für Rückfragen stehe ich Ihnen neben den Autoren des Schwerpunktheftes zur Verfügung.

Mit besten Grüßen,

Ihr