manuelletherapie 2014; 18(03): 144-145
DOI: 10.1055/s-0034-1384619
Fachwissen
Schmerz
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Schmerzgrafik

Jochen Schomacher
,
Martina Egan Moog
1   Curtin Universität Perth, Australien
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Publication History

Publication Date:
16 July 2014 (online)

Schmerz ist eine unangenehme sensorische und emotionale Erfahrung, die mit einem aktuellen oder möglichen Gewebeschaden verbunden ist oder in Begriffen eines solchen Schadens beschrieben wird (International Association for the Study of Pain 1979). Wo können wir die Behandlung dieser komplexen, subjektiven Empfindung ansetzen?

Die nachfolgende Grafik zeigt verschiedene Faktoren, die Schmerzen prägen können. Der Therapeut sucht nach den Faktoren, die bei seinem Patienten dominant sind und eine entsprechende Behandlung erfordern.

Dies kann beim akuten Rezeptorschmerz aufgrund eines mechanischen Reizes durch ein Trauma (linke Säule unter Rezeptorschmerz) und damit verbundenen chemischen Reizen durch die Entzündung (mittlere Säule) ein einfaches Respektieren der Wundheilungsphasen sein, gegebenenfalls mit einigen schmerzlindernden (-inhibierenden) Stimuli.

Eine ungenügend behandelte Sprunggelenksdistorsion beispielsweise kann jedoch durch zu intensive und zu oft wiederholte nozizeptive Afferenzen oder eine undiagnostizierte Schädigung des N. peronaeus profundus (rechte Säule unter neuropathischer Schmerz) zu chronischem Schmerz mit neurophysiologischen Anpassungsprozessen (linke untere Säule) und neuropsychologischen Anpassungsvorgängen (rechte untere Säule) führen. Der Patient „lernt“ z. B., dass jeder Schritt weh tut, welcher Schmerz auch nach der Heilung noch fortbestehen kann (klassische Konditionierung). Und möglicherweise werden gelegentliche gutgemeinte Bemühungen mit heftigem Schmerz „bestraft“ (operante Konditionierung), sodass schließlich z. B. allein der Gedanke ans Wandern weh tut und so Stress im Nervensystem bewirkt. Dann reicht die Behandlung des verletzten Gelenks in der Peripherie gewöhnlich nicht mehr und muss z. B. durch ein „Verlernen“ des chronischen Schmerzes („Schmerzgedächtnis“) sowie ein Desensibilisieren des Nervensystems ergänzt werden (z. B. durch „Pacing“ und Stressabbau im Zusammenhang mit funktionellem Lauftraining).

Die Schmergrafik gibt Ihnen eine Hilfe zum Clinical Reasoning: Überlegen Sie sich bei jedem Patienten, welche Aspekte des Schmerzes heute bei ihm im Vordergrund stehen. Davon können Sie dann Ihre begründete Behandlung ableiten.