Z Sex Forsch 2014; 27(4): 352-370
DOI: 10.1055/s-0034-1385655
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Das Hamburger Modell der Sexualtherapie

Evaluation der Intensivtherapien 1995 bis 2011
Reinhard Maß
a   Zentrum für Seelische Gesundheit Marienheide
b   Institut für Sexualforschung und Sexualtherapie Oberberg
,
Renate Bauer
b   Institut für Sexualforschung und Sexualtherapie Oberberg
,
Peer Briken
c   Institut für Sexualforschung und Forensische Psychiatrie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
› Institutsangaben
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
16. Dezember 2014 (online)

Übersicht

Das Hamburger Modell der Sexualtherapie wurde bis zum Anfang der 1980er-Jahre in einer Reihe von Studien evaluiert. Bei den „klassischen“ sexuellen Funktionsstörungen (Orgasmusstörung, Vaginismus, Erektionsstörung, vorzeitiger Samenerguss) wurden Response-Raten von 75 bis 80 % erreicht. Später wurde die Indikation auf die sexuelle Lustlosigkeit (SLL) ausgeweitet, jedoch lagen hierzu bislang keine systematischen Untersuchungen vor. In der vorliegenden Studie wurden insgesamt 91 Paarbehandlungen ausgewertet, die zwischen 1995 und 2011 am Institut für Sexualforschung und Forensische Psychiatrie als Intensivtherapien durchgeführt wurden (drei Wochen mit täglichen Sitzungen). In die Auswertungen gingen Fremd- und Selbstbeurteilungen ein, die unmittelbar vor Beginn und nach Abschluss der Behandlung sowie drei Monate und ca. eineinhalb Jahre nach Behandlungsende gesammelt wurden. Bei den „klassischen“ Funktionsstörungen ergaben sich ähnliche Ergebnisse wie in früheren Studien. Frauen mit SLL zeigten im Vergleich mit Frauen mit Vaginismus in den Katamnesen schlechtere Ergebnisse hinsichtlich der sexuellen Zufriedenheit und der Koitushäufigkeit. Dieses Ergebnis stellt das bisherige therapeutische Vorgehen nach dem Hamburger Modell bei Frauen mit SLL infrage.