Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2014; 24 - A1
DOI: 10.1055/s-0034-1386580

Der Work Ability Index: Ein geeignetes Instrument an der Schnittstelle von Arbeits- und Rehabilitationsmedizin?

M Bethge 1, K Spanier 1, I Mohnberg 2, M Radoschewski 2
  • 1Sektion für Rehabilitation und Arbeit, Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie, Universität zu Lübeck
  • 2Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft, Charité – Universitätsmedizin Berlin

Fragestellung: Eine stärkere Einbindung von Betriebsärzten in den Rehabilitationsprozess ist auf eine gemeinsame Sprache von Arbeits- und Rehabilitationsmedizin bei der Identifizierung von Rehabilitationsbedarf angewiesen. Ein denkbares Instrument in diesem Zusammenhang ist der Work Ability Index (WAI). Geprüft wurde, ob der WAI mit rehabilitationsrelevanten Außenkriterien assoziiert ist. Methodik: Die Daten wurden während der Ersterhebung des dritten Sozialmedizinischen Panels für Erwerbspersonen erhoben. Die Stichprobe berücksichtigte 40- bis 54-jährige Personen mit Krankengeldbezug in 2012. Subjektive Arbeitsfähigkeit wurde mit dem WAI erfasst. Zudem wurden verhaltensbezogene und berufliche Risikofaktoren, ärztliche Inanspruchnahme und intendierte Rehabilitations- und Rentenanträge erhoben. Risk Ratios (RR) wurden berechnet, um Zusammenhänge zwischen dem kategorisiertem WAI (7 bis 36 vs. 37 bis 49 Punkte) und den verschiedenen Außenkriterien zu quantifizieren. Ergebnisse: Für die Analysen wurden Daten von 2814 Teilnehmern berücksichtigt (mittleres Alter: 47,9 Jahre, 53,4% Frauen). 60,1% berichteten geringe Arbeitsfähigkeit (7 bis 36 Punkte). Geringe Arbeitsfähigkeit war stärker mit erwerbsbezogenen Risikofaktoren (u.a. berufliche Gratifikationskrisen, hohe körperliche Arbeitsanforderungen, RR: 1,7 bis 2,4) als mit gesundheitsbezogenen Verhaltensrisiken (RR: 1,1 bis 1,5) assoziiert. Geringe Arbeitsfähigkeit ging zudem mit deutlich erhöhten Arztkontakten einher. Die Risiken für intendierte Rehabilitations- und Rentenanträge waren für Personen mit geringen Werten auf dem WAI 4- bis 6-fach erhöht. Diskussion: Der WAI ist geeignet, um rehabilitationsrelevante Einschränkungen zu identifizieren und könnte genutzt werden, um Rehabilitationsbedarf im Rahmen betrieblicher Vorsorgeuntersuchungen zu erkennen.