Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2014; 24 - A7
DOI: 10.1055/s-0034-1386586

Einfluss von Komorbidität und physischen Funktionseinschränkungen auf den Umfang körperlicher Aktivität vor einer Gelenkersatzoperation

A Gottschling-Lang 1, J Kiel 1, L Köhler 1, K Thren 2, C Gutenbrunner 1, M Bethge 3
  • 1Klinik für Rehabilitationsmedizin, Medizinische Hochschule Hannover
  • 2Klinik Niedersachsen, Bad Nenndorf
  • 3Sektion Rehabilitation und Arbeit, Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie, Universität zu Lübeck

Einleitung: Der Rückgewinn von Funktionsfähigkeit und Teilhabe ist ein wesentliches Ziel der Gelenkersatzoperation (GEO). Dazu gehört auch die Wiedererlangung und Aufrechterhaltung körperlicher Aktivität (KA). Im Rahmen des Projektes „Bewegter Leben“ wurde zunächst die Kontrollgruppe hinsichtlich eines möglichen Einflusses von Komorbidität und physischen Funktionseinschränkungen auf den Umfang von KA vor einer GEO untersucht. Methoden: Die Fragebogen gestützte Erhebung erfolgt retrospektiv zu Beginn der Rehabilitation bei Patienten mit erstimplantiertem Hüft- oder Kniegelenkersatz. Angewandte valide Instrumente: Godin Leisure Time Exercise Questionnaire (Umfang körperlicher Aktivität), Self-Administered Comorbidity Questionnaire (Komorbidität), Western Ontario and McMaster Universities Osteoarthritis Index (physische Funktionseinschränkungen). Auswertung: Deskriptive Statistik, Mann-Whitney-U-Test, Kruskal-Wallis-Test. Ergebnisse: Die Stichprobe umfasst 145 Patienten (Alter (MW): 71,1 Jahre, weiblich: 55,2%, Indikation Hüfte: 50,3%). Im Durchschnitt benannten die Patienten 2,4 Komorbiditäten, wegen durchschnittlich 1,5 Komorbiditäten befinden sie sich in Behandlung bzw. nehmen Medikamente. Frauen und Männer unterscheiden sich hinsichtlich der Anzahl nicht signifikant voneinander. Die Patienten gaben an, vor der GEO durchschnittlich 131 Minuten/Woche körperlich aktiv gewesen zu sein. Anzahl von Komorbiditäten und Intensität von Funktionseinschränkungen zeigen keinen statistisch signifikanten Einfluss auf den Umfang von KA vor der GEO. Schlussfolgerung: Körperliche Aktivität ist in dieser Untersuchung unabhängig von Komorbidität und somit prinzipiell jedem Patienten möglich. Wichtig für Aufnahme und Aufrechterhaltung scheint die Berücksichtigung individueller Interessen zu sein. Dies soll in der Interventionsgruppe umgesetzt werden.